So divers wie sich die Clubkultur gestaltet, so unterschiedlich ist auch das Wissen und die Erfahrung rund um Antidiskriminierung, Diversität und Gleichstellung, die jede einzelne Person mitbringt. In diesem Glossar werden sehr viele Begriffe erklärt. Diese müsst ihr keineswegs alle wissen oder lernen, um euch mit diesen Themen zu beschäftigen. Vielmehr dient das Glossar als ein Angebot, sich eigenständig weiterzubilden und ist ein Nachschlagewerk, das stetig weiter wachsen kann.

Um die Begriffe und Begriffserklärungen verständlicher zu machen, führen wir an einigen Stellen Beispiele aus der Clubkultur an, die diskriminierende Szenarien und Strukturen reproduzieren. Das kann bei manchen Menschen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

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Ableismus

Der Begriff Ableismus ist dem englischen Wort für »Fähigkeit« entlehnt und stammt aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung. Er bezeichnet die Bewertung von Menschen mit Be_Hinderungen anhand ihrer (zugeschriebenen) körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Damit verbunden ist eine Reduktion des Menschen allein auf seine Beeinträchtigung. Die Bewertung kann negativ durch Abwertung erfolgen, oder vermeintlich positiv durch Aufwertung. Der Bewertung geht voraus, dass es so etwas wie eine Vorstellung eines körperlichen und geistigen Normalzustandes gibt, anhand dessen Be_Hinderung als Abweichung bewertet werden kann.

Wenn Menschen mit Be_Hinderungen aufgrund dieser Bewertung ungleich behandelt oder benachteiligt werden, ist das →Diskriminierung.

Um auch in der Sprache zu verdeutlichen, dass Personen nicht be_hindert sind, sondern durch äußere Umstände, Gebäude und Strukturen dazu gemacht werden, wird der Unterstrich verwendet.

Accountability

Accountability meint (kollektive) Verantwortungsübernahme. Nicht nur die gewaltausübende Person muss sich mit der Gewalttat auseinandersetzen, auch die Community, Einzelpersonen und das Umfeld, in dem die Tat passiert ist, tragen Verantwortung. Geprägt wurde der Begriff einem US-basierten Netzwerk aus Feminist:innen of Color. Es geht dabei um vier Bereiche: Um Sicherheit und Selbstbestimmung für die betroffene Person, um Verantwortung und Transformation auf der Seite der gewaltausübenden Person, um Veränderungen im direkten Umfeld und auf politischer, gesellschaftlicher Ebene. Community Accountability richtet sich gegen den strafenden Staat, gegen Strafrechtsfeminismus und gegen linke Sanktionen.

AFAB / AMAB

Die beiden Abkürzungen AFAB und AMAB stehen für »assigned female at birth« und »assigned male at birth«. Ärzt:innen bestimmen bei der Geburt von Babys anhand der externen Genitalien das →Geschlecht der Person. Kinder mit Penis werden in der Geburtsurkunde als männlich, Kinder mit Vulva als weiblich vermerkt. Dies bildet die Grundlage von Geschlechtsidentitäten vieler Menschen. Die beiden Begriffe AMAB/ AFAB werden benutzt, um darauf hinzuweisen, dass Personen nicht als Frau/ Mann geboren werden, sondern ihnen das Geschlecht bei der Geburt zugewiesen wird.

Die Abkürzungen sind jedoch auch problematisch, da sie sich immer noch auf die körperlichen Merkmale des zugewiesenen Geschlechts bei Geburt beziehen und daher auch ausgrenzend für →intergeschlechtliche Personen sind. Sie können durch spezifische Aussagen über eine Person ersetzt werden, wie z.B.: menstruierende Personen; Personen, die Sperma produzieren; Personen mit Gesichtsbehaarung; Personen mit einer tiefen/ hohen Stimme; Personen mit Dysphorie aufgrund einer runden Brust.

Agender

Agender ist ein Begriff, der wörtlich mit »ohne Geschlecht« übersetzt werden kann. Die Personen fühlen sich entweder keinem Geschlecht zugehörig, können mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen, sehen sich als geschlechtsneutral oder haben ein undefinierbares Geschlecht, das sich weder binären noch nicht-binären Geschlechtsidentitäten zuordnen lässt.

AGG vs. Hausrecht

Das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) steht grundsätzlich über dem Hausrecht. Beim Zutritt zu einem Club handelt es sich im Sinne des AGG um ein sog. Massengeschäft. Eine Zutrittsverweigerung an der Clubtür kann eine Diskriminierung im Sinne des AGG darstellen oder eine rechtlich zulässige Ausübung des Hausrechts sein. Zum Hausrecht gehören hier Trunkenheit, aggressives Auftreten, unpassende Kleidung, Körpergeruch u.Ä., die Schaffung eines ausgewogenes Verhältnis an Geschlechtern, spezielles Profil/ Kundengruppen (reine Frauenabende, U 30, LGBTQIA+ Clubs) – im Unterschied zum AGG, bei dem kein individueller Ausschluss nach Persönlichkeitsmerkmalen (Geschlecht, Alter, sozialer Status, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion/Weltanschauung sowie kein Ausschluss von →BIPoC bzw. durch →rassistische Diskriminierung erlaubt ist.

Altersdiskriminierung (Ageismus & Adultismus)

Altersdiskriminierung bezeichnet die Benachteiligung von Personen oder Gruppen aufgrund ihres Lebensalters. Ageismus und Adultismus sind Formen der Altersdiskriminierung.

Adultismus beschreibt die Diskriminierung von jüngeren Kindern oder Jugendlichen aufgrund eines bestehenden Machtungleichgewichts zwischen Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen. Adultismus nimmt dabei eine häufig gesellschaftlich akzeptierte Dominanz gegenüber Kindern in den Blick, die als gegeben angesehen und kaum hinterfragt wird.

Ageismus ist ein Begriff, der die negative Bewertung von Menschen aufgrund ihres höheren Lebensalters bezeichnet. Bei älteren Menschen führt insbesondere eine soziale und ökonomische Benachteiligung zu erschwerter Teilhabe am Arbeits- und gesellschaftlichen Leben.

Im Clubkontext kann es beispielsweise zu Ausschlüssen an der Tür kommen, indem Menschen allein anhand des Aussehens entweder als zu alt oder als zu jung/ unreif gelesen werden. Weder das zugeschriebene noch das tatsächliche Alter einer Person sagen etwas über den Charakter, die Reife oder die bereits gesammelten Erfahrungen jener Person aus.

All-Gender-Toilette

All-gender-welcome-Toiletten sind Toiletten, die Menschen aller Geschlechter benutzen können. Von diesen Orten können viele Menschen profitieren, zum Beispiel Eltern mit Kindern unterschiedlicher Geschlechter, Menschen, die von einer Assistenzperson eines anderen Geschlechts betreut werden, und →trans, →inter und →nicht-binäre Personen. Wir finden nicht-gegenderte Toiletten an vielen öffentlichen Orten, beispielsweise im Flugzeug, im Zug, aber auch schon in vielen Clubs und Bars. Der Toilettengang ist ein allen Menschen gemeinsames Bedürfnis. Keine Person soll dabei Angst vor schrägen Blicken haben müssen oder gar davor, verbal oder körperlich angegriffen oder der Toilette verwiesen zu werden. All-Gender-Toiletten sind für trans, inter und nicht-binäre Personen sicherer als binär-gegenderte Toiletten.

Ally / Allyship

Der Begriff Ally kommt aus dem Englischen und bedeutet direkt übersetzt so viel wie »Verbündete:r«. Damit sind Menschen gemeint, die ihre →Privilegien nutzen, um →Solidarität für marginalisierte Gruppen zu unterstützen. Sie verbünden sich also mit einer diskriminierten Gruppe, obwohl sie selbst nicht betroffen sind. Bekannt ist der Begriff vor allem in der →LGBTQIA+ Szene und durch die →Black Lives Matter Bewegung. Ein Ally der LGBTQIA+-Community nutzt zum Beispiel seine vorteilhaftere Position als hetero- und cisnormatives Individuum, um anderen Geschlechtsidentitäten zu helfen, in der Gesellschaft anerkannt zu werden. Es geht darum, diskriminierte Gruppen aktiv zu unterstützen und das bloßes darüber reden, dass →Unterdrückung falsch ist, nicht ausreichend ist. Im Clubkontext bedeutet Allyship z.B., wenn eine weiße Person einen Auftritt absagt, weil keine →BIPoC im Line-Up vertreten sind.

Antisemitismus

Die 2016 von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition lautet:  »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.« Die Bundesregierung hat außerdem folgende Erweiterung verabschiedet:  »Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.«

Um die IHRA bei ihrer Arbeit zu leiten, können die folgenden Beispiele zur Veranschaulichung dienen: Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten. Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden. Antisemitismus umfasst oft die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung und seien dafür verantwortlich, dass »die Dinge nicht richtig laufen«. Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt unheilvolle Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge. Antisemitismus ist eine Form von Rassismus, jedoch unterscheidet er sich darin, dass Jüd:innen nicht nur wie Black, Indigenous, and People of Color (BIPoC) als »minderwertig« betrachtet, sondern auch mit den Stereotypen behaftet sind, »reich«, »geldgierig«, »mächtig«, »elitär« oder von Natur aus »bösartig« zu sein.

Im April 2021 wurde die nicht rechtsverbindliche »Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus« JDA) als mögliche Alternative zur IHRA-Definition oder als Hilfsmittel zu ihrer Interpretation veröffentlicht: »Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische).« Im Zusammenspiel mit einem Set aus 15 Leitlinien zur Verwendung soll die Kerndefinition der JDA ein neuer Vorschlag für die Ausdifferenzierung der Antisemitismus-Definition sein.

Awareness

Awareness bezeichnet das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für Situationen, in denen die Grenzen anderer überschritten werden oder wurden. Alle Formen von →Diskriminierung und →(sexualisierter) Gewalt können dabei eine Rolle spielen, es geht aber auch um Sensibilität für das Wohlbefinden einer Person.

Awareness-Arbeit zielt darauf ab, dass sich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Herkunft, Aussehen und körperlichen Fähigkeiten möglichst wohl, frei und sicher fühlen können. Grenzüberschreitende Situationen und →(sexualisierte) Gewalt sollen durch Bewusstmachung von Strukturen und deren Reflexion bereits im Voraus verhindert werden. Wenn sie doch auftreten, gibt es geschultes Personal, an das sich betroffenen Personen wenden können, um Beratung, Unterstützung und gegebenenfalls Hilfe zu bekommen.

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Bereiche des täglichen Lebens für alle Menschen gleichermaßen ohne fremde Hilfe zugänglich sind. Dazu gehören zum Beispiel Gebäude, öffentliche Plätze, Wohnungen, Arbeitsplätze, Verkehrsmittel, Dienstleistungen oder der Zugang zu Informationen. Konkret bedeutet dies, dass Rampen, Aufzüge, Dolmetscher:innen für Gebärdensprache oder Informationen in Leichter Sprache zur Verfügung stehen. Absolute Barrierefreiheit ist kaum in allen Lebensbereichen möglich, deswegen ist oftmals der Begriff Barrierearmut zutreffender.

Beschränkung

Beschränkung bedeutet eine Einschränkung des vollen Genusses der Menschenrechte in der Praxis. Beschränkung ist das Gegenteil von →Chancengleichheit.

Beschwerdemanagement

Beschwerdemanagement definiert sich generell als den systematischen Umgang mit Kundenbeschwerden und Reklamationen. Im Clubkontext bezieht es sich auf einen festgelegten, systematischen Ablauf eines →Clubs im Umgang im Falle von →Diskriminierungen, Grenzüberschreitungen oder Beschwerden, die von Gästen gemeldet werden. Dieser Ablauf bezieht sich auf die folgenden Fragen: Wo kann der Fall gemeldet werden? Wie und durch wen wird er während und nach der Veranstaltung bearbeitet? Wie werden Betroffene während und nach der Veranstaltung unterstützt? Wie werden Fälle dokumentiert und ausgewertet? Welche Maßnahmen zur künftigen Minimierung/ Vermeidung entsprechender Fälle werden ergriffen?

Jeder Club, jedes Open Air oder Festival kann frei entscheiden, ein Beschwerdemanagement zu entwickeln und einzuführen. Solch ein wiederkehrender Ablauf kann jedoch die Möglichkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit von Diskriminierung betroffenen Gästen steigern sowie Grenzenüberschreitungen und Übergriffen vorbeugen.

Betroffenenarbeit

Betroffenen-Arbeit setzt sich für die Belange Betroffener ein und wird wesentlich durch diese (mit-)gestaltet und bestimmt. Als »Expert:innen in eigener Sache« ist deren Expertise unerlässlich und muss bei diskriminierungsrelevanten Entscheidungen Nicht-Betroffener nach dem Motto »nichts über uns  ohne uns« stets Berücksichtigung finden.

Binäres Geschlecht

Das binäre (westliche) Geschlechtersystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nämlich männlich und weiblich. Es lässt keine anderen Geschlechter oder Zwischenstufen zu.

Das gilt für jeden gesellschaftlichen Bereich, also z.B. die mit dem Geschlecht verknüpften sozialen Rollen, Geschlechtsidentitäten sowie die körperlichen Geschlechtsmerkmale von Menschen.

Dieses System blendet die Existenz von  →intergeschlechtlichen,  →nicht-binären und andere Menschen aus, die nicht in dieses System passen. Das binäre Geschlechtersystem wird im Alltag immer wieder durch Verhaltensweisen, Normen und Regeln hergestellt. Es wird im Zweifelsfall auch gewaltvoll durchgesetzt. Beispielsweise werden intergeschlechtliche Menschen unnötigen medizinischen Eingriffen ausgesetzt, damit sie einem binären Geschlechterbild entsprechen. Clubs bieten jedoch einen Raum zum Ausleben und Ausprobieren verschiedener Geschlechtsidentitäten. Allerdings begegnen Personen im →Club auch einer binären Geschlechterordnung: Beispielsweise werden bei der Taschenkontrolle weiblich gelesene Personen meistens zu einer anderen weiblich gelesenen Security Person zugeordnet. Das hat natürlich auch seine Berechtigung. Jedoch kann die Geschlechtsidentität einer Person nicht anhand von Äußerlichkeiten abgelesen werden. Um →Misgendern zu vermeiden, sollte das Security Personal den Gast fragen, von wem die Taschenkontrolle durchgeführt werden soll.

Black, Indigenous, and People of Color (BIPoC)

Black, Indigenous, and People of Color – abgekürzt BIPoC – ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen. Der Begriff markiert eine politische gesellschaftliche Position und versteht sich als emanzipatorisch und →solidarisch. Er positioniert sich gegen Spaltungsversuche durch →Rassismus und Kulturalisierung sowie gegen diskriminierende Fremdbezeichnungen durch die weiße Mehrheitsgesellschaft. Black, Indigenous und People of Color machen jeweils unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen und werden daher auch getrennt gekennzeichnet. Wenn Personen nur über eine bestimmte Personengruppe dieser Gruppe sprechen, sollten auch nur die genannt werden, über die gesprochen wird. Die Bezeichnung PoC schließt alle Menschen mit ein, die aufgrund von Hautfarbe, Sprache, Namen, Herkunft und/ oder Religion markiert und →rassistisch und/ oder →intersektional diskriminiert werden. Für →queere, →trans und →inter Black, Indigenous und People of Color wird die Abkürzung QTIBIPoC benutzt.

Black Lives Matter

Black Lives Matter (engl. Schwarze Leben zählen) ist eine Bewegung, die in den Vereinigten Staaten entstanden ist und sich gegen Gewalt gegen Black, Indigenous and People of Color einsetzt (→BIPoC). Black Lives Matter organisiert regelmäßig Proteste gegen die Tötung von BIPoC durch Polizeibeamte und zu anderen Problemen wie →Racial Profiling, →Polizeigewalt und →Rassismus. Die Bewegung begann 2013 mit der Benutzung des Hashtags #BlackLivesMatter in den sozialen Medien und ist seitdem auch außerhalb der USA weit verbreitet.

Chancengleichheit

Chancengleichheit bedeutet ohne Einschränkung in den vollen Genuss der Menschenrechte in der Praxis zu kommen. Im Falle einer Einschränkung der Menschenrechte spricht man von →Beschränkung.

Cis

Cis ist eine lateinische Vorsilbe und bedeutet »diesseits«. Damit wird bezeichnet, dass eine Person in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht lebt. Somit wurde zum Beispiel einer cis Frau bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeordnet und sie identifiziert sich ebenso selbst als Frau. Cis-geschlechtlich zu sein entspricht einer gesellschaftlichen Norm. Das heißt, in unserer →heteronormativen Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass alle Menschen cis-geschlechtlich seien. Diese Annahme kann zu →Transfeindlichkeit/ Cissexismus führen.

Club

Ein Club ist ein Ort, der aus dem Kontext einer Szene heraus mit musikalischem Programm bespielt wird, und an dem man sich trifft, um in geschütztem Rahmen zu tanzen, Musik zu hören und sich auszutauschen.

Clubkultur

Clubkultur beschreibt ein Phänomen, bei dem sich Menschen im Rahmen von Veranstaltungen an geschützten Orten zum Tanzen, Musik produzieren, präsentieren und rezipieren und zum sozialen Austausch treffen.

Community

Eine Community ist eine Gruppe von Menschen, die etwas gemeinsam haben. Die Gemeinschaft kann durch die gemeinsamen Eigenschaften der Menschen in ihr und/oder durch die Stärke der zwischenmenschlichen Verbindungen sowie dem Gefühl der Zugehörigkeit definiert werden. Eine Gemeinschaft kann für beliebige gemeinsame Interessen existieren und innerhalb von Gemeinschaften können ebenfalls kleinere Sub-Gemeinschaften entstehen. Zum Beispiel hat die →LGBTQIA+ Gemeinschaft viele kleinere Gemeinschaften, die häufig aufgrund von Feindlichkeiten und »Ismen« entstanden sind. Die New Yorker Ballroom-Kultur entstand aufgrund der Tatsache, dass →QTIBIPoC bei →Drag-Shows nur eingeschränkt oder gar nicht auftreten dürfen.

Dark Room

Dark Rooms entstanden in der US-amerikanischen gay culture während der 70er-Jahre. Sie sind kaum bis gar nicht beleuchtete Räume in Bars, →Clubs oder Saunen und dienen zum Praktizieren sexueller Handlungen. →Safer Sex (Kondompflicht) und →Konsens stehen an oberster Stelle.

Definitionsmacht

Menschen haben unterschiedliche emotionale und körperliche Grenzen Das Konzept der Definitionsmacht setzt voraus, dass (sexualisierte) Gewalt alles ist, was eine betroffene Person als solche definiert oder benennt. Was →Diskriminierung oder Grenzüberschreitungen sind, entscheidet die betroffene Person. Es geht darum, dass die betroffenen Personen im Fokus stehen und nicht der:die Diskriminierende oder die gewaltausübende Person. Was nach einer Grenzüberschreitung oder Diskriminierung geschehen soll, sollte sich an den Wünschen und Bedürfnissen der betroffenen Person orientieren. Das Konzept dient der Schaffung eines →Safer Spaces und ist aktive →Solidarisierung.

Dickenfeindlichkeit

Dickenfeindlichkeit entsteht aus der Annahme, dass Menschen mit höherem Gewicht körperlich, intellektuell, moralisch und gesundheitlich minderwertig seien. Es gibt den Glauben, dass Gesundheit kontrollierbar ist, wenn Personen eine Diät machen oder sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren, und dass man kontrollieren kann, wie lange man leben wird (Diätkultur). Dicke Menschen haben meistens keine Kontrolle über ihr Gewicht. Dicksein ist in vielen Fällen nicht selbstverschuldet, sondern Folge einer angeborenen Krankheit.

Diskriminierung

Diskriminierung bedeutet, dass »Menschen aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch an der Ausübung ihrer Menschenrechte gehindert [werden]. Das internationale Recht weist der Diskriminierung drei Hauptmerkmale zu: nachteilige Behandlung, die sich auf einer unrechtmässigen Grundlage abstützt und der eine angebrachte und objektive Rechtfertigung fehlt.«

Der Diskriminierungsbegriff des →Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes orientiert sich an der Wirkung, nicht am Motiv. Für das Vorliegen einer Benachteiligung ist es egal, ob eine Behandlung aus einer feindseligen oder abwertenden Haltung heraus erfolgte oder ob der Nachteil einfach die unbeabsichtigte Folge einer bestimmten Regelung ist. In der Praxis kann Diskriminierung verschiedene Formen annehmen:

  • Unterscheidung – wenn zum Beispiel →BIPoC systematisch Zielpersonen polizeilicher Kontrollen werden.
  • Ausschluss – wenn zum Beispiel Menschen aufgrund ihrer Identität an Clubtüren abgewiesen werden.
  • Einschränkung – wenn zum Beispiel →LGBTQIA+ die Versammlungsfreiheit nicht gewährt wird.
  • Bevorzugung – wenn zum Beispiel bei der Wohnungsvergabe Staatsangehörige bevorzugt werden.
  • Trennung – wenn zum Beispiel →Rom:nja Kinder systematisch in getrennten Schulen oder Klassen unterrichtet werden, ohne ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse zu berücksichtigen.
  • Verweigerung von angemessener Einrichtung – wenn zum Beispiel Gebäude nicht rollstuhlgerecht sind.
Diversität

»Der Diversitätsansatz problematisiert gesellschaftliche Machtverhältnisse in ihrer →Intersektionalität, die über Normen, →Diskriminierung und →Privilegierungen in Verbindung mit zugeschriebenen Kategorien wie »Hautfarbe«, Herkunft, Aufenthaltsstatus, Religion, →Gender, sexuelle Orientierung, Behinderung, Alter und sozialer Herkunft oder sozialem Status verknüpft sind. Diversität bedeutet also nicht nur Vielfalt oder Vielseitigkeit, sondern auch Diskriminierungskritik, Macht- und Normenkritik, →Empowerment und Powersharing sowie eine intersektionale Perspektive.«

Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung

Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung ist eine Strategie für Einrichtungen, die die gesellschaftliche Vielfalt nicht ausreichend abbilden. Das Ziel ist es, →Chancengleichheit für alle Mitglieder der Organisation zu erhöhen und (struktureller) →Diskriminierung entgegenzuwirken. Die Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung reagiert auf den steigenden Bedarf und die Notwendigkeit, Diversität als Querschnittsthema in Institutionen zu verankern. Dabei werden Ansätze der Antidiskriminierungsarbeit mit Ansätzen der Organisationsentwicklung kombiniert.

Quelle: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/diversitaetsorientierte-organisationsentwicklung

DJ

Der Begriff DJ kommt aus dem Englischen und bedeutet »Discjockey«. Als Discjockey wird eine Person bezeichnet, die auf Tonträgern (CJ, Schallplatte, Stick, SD-Karte) gespeicherte Musik in einer individuellen Auswahl vor Publikum abspielt, wofür allgemein der Begriff »Auflegen« verwendet wird.

Da »Discjockey« eine geschlechtsneutrale Bezeichnung ist, ergibt die in manchen Teilen verbreitete Bezeichnung »DJane« keinen Sinn. Das Verb »to jane« existiert nicht. ‘To jockey’ bedeutet bugsieren. Man bugsiert die Platte an die richtige Stelle/in die richtige Geschwindigkeit, um sie zu mixen – gendern ist hier nicht nötig. 

»Wenn wir schon einen genderneutralen Begriff haben, sollten wir ihn nicht kaputt machen, indem wir ihn gendern. Als Selbstbezeichnung ist das natürlich was ganz anderes – jede Person kann das für sich entscheiden, aber nicht für alle anderen.«

Mehr zum Begriff »DJane« könnt ihr hier lesen: 

https://www.frohfroh.de/35728/djane-nein-danke

Drag

Der Begriff Drag stammt aus der US-amerikanischen Schwulenszene. Der Ursprung des Begriffs ist ungewiss. Es wird jedoch vermutet, dass Drag für die Abkürzung »Dressed Resembling A Girl/ Guy« steht. Früher waren es meistens schwule cis Männer, die Drag Queens verkörperten. Heutzutage jedoch treten auch →cis Frauen/ Männer, →trans Frauen/ Männer und →nicht-binäre Personen als Drag Artists auf. Daher wird auch nicht mehr die →binäre Unterscheidung in Drag Queen/ Drag King gemacht, sondern eher von Drag Artists/ Performern gesprochen. Beim Drag geht es generell darum, mit Geschlechterrollen- und normen zu spielen, sie zu parodieren und sich damit →Machtstrukturen zu widersetzen.  Drag legt nicht nur den performativen Charakter von Geschlecht offen, sondern ist auch ein exemplarisches Beispiel für die kulturelle Konstruktion von →Geschlecht. Die Drag-Performance zielt darauf ab, durch Wiederholung die »Wahrheit« der geschlechtlichen Identität zu destabilisieren.

Dritte Option

Seit Ende 2018 können →intergeschlechtliche Menschen in ihren Personalausweis die dritte Geschlechtsoption »divers« eintragen lassen. Die dritte Option »divers« ist ein Zusatz zu »männlich« und »weiblich«. Allerdings wird dies bisher allein an den körperlichen Geschlechtsmerkmalen festgemacht. Nur wer eine sogenannte »Variante der Geschlechtsentwicklung« hat, also körperliche Geschlechtsmerkmale, die nicht eindeutig den medizinischen Kategorien »männlich« oder »weiblich« entsprechen, kann die Option „divers“ für sich in Anspruch nehmen. Daher ist das Gesetz bislang ausschließend für →trans und →nicht-binäre Personen. Personen, die bisher jedoch nicht die Kriterien für die dritte Option erfüllen, können einen sogenannten →Ergänzungsausweis beantragen.

Drogenmündigkeit

Drogenmündigkeit bezeichnet die Fähigkeit, Genuss und Risiken des Konsums von Drogen faktenbasiert abzuschätzen und auf dieser Grundlage verantwortliche Entscheidungen treffen zu können. Drogenmündige Konsument:innen sind qualifiziert, neben unkontrolliertem Konsum und totaler Abstinenz für sich genussorientierte und risikominimierte Konsumgewohnheiten zu wählen.

Drug Checking

Drogen die illegal erworben werden sind in ihrer Zusammensetzung und Konzentration unbekannt. Dadurch entstehen enorme Risiken für die Konsument:innen. Beim Drug Checking werden diese Drogen auf ihre Inhaltsstoffe überprüft. Ein fester Bestandteil von Drug Checking ist immer die mit der Ergebnisübermittlung verbundene Beratung zu Wirkungen und Risiken sowie gesundheitsfördernden Handlungsempfehlungen bzgl. der getesteten Substanz.

Zur Analyse der Substanzen gibt es verschiedene technische Möglichkeiten. Bei manchen Methoden ist es nur möglich, bestimmte Inhaltsstoffe auszuschließen. Durch andere werden die enthaltenen Inhaltsstoffe bestimmt. Weitere Verfahren erlauben sogar einen quantitative Feststellung, d.h. eine Bestimmung der Mengen der enthaltenen Stoffe. In vielen europäischen Ländern existieren inzwischen staatlich geförderte von Drogenhilfeträgern umgesetzte Drug-Checking-Projekte. Auch der Berliner Senat fördert ein solches Projekt. 

Dysphorie

Dysphorie bezeichnet einen Gefühlszustand des Unwohlseins bzw. eine ängstlich-bedrückte und traurig-gereizte Stimmungslage. Ein Beispiel für Dysphorie ist Gender-Dysphorie. Diese Dysphorie ist ein extremes Unbehagen, das durch eine Diskrepanz zwischen dem Geschlecht, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wurde (→AMAB/AFAB), und dem Geschlecht, als das sie sich selbst empfindet (bejahtes Geschlecht), verursacht wird. Personen mit Geschlechtsdysphorie fühlen sich unwohl, weil sie sich in einem Körper »gefangen« fühlen, der nicht zu dem Geschlecht passt, das sich für sie richtig anfühlt.

Feminismus

Der Feminismus entstand in einer von →cis Männern dominierten Gesellschaft, in der Frauen entweder juristisch oder zumeist tatsächlich weniger Rechte hatten als Männer. Feminismus hat das Ziel, →Unterdrückungen und strukturelle Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts zu beenden und somit Gleichstellung zu erreichen. Er setzt sich für alle ein, die im →Patriarchat diskriminiert werden und ist nicht nur eine individuelle Erfahrung, sondern auch eine strukturelle: beispielsweise ist das Einkommen von Frauen bei gleicher Qualifizierung in Deutschland im Durchschnitt 21 Prozent geringer als das von Männern und ca. 80% von Gewalt betroffener Personen sind Frauen.

Innerhalb des Feminismus gibt es unterschiedliche Strömungen, für die Feminismus jeweils verschiedene Definitionen und Priorisierungen haben kann: →intersektionaler, ökologischer, →Queer, sozialistischer und dekonstruktivistischer Feminismus.

Wofür Feminist:innen heute noch kämpfen müssen, seht ihr hier.

FINTA*

Die Abkürzung steht für Frauen, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und →agender Menschen. Hiermit werden alle Menschen bezeichnet, die im →Patriarchat diskriminiert werden. Es gibt ebenfalls die Abkürzung FLINTA*, jedoch wurde sich an dieser Stelle dagegen entschieden, da es bei der Abkürzung nicht um sexuelle Orientierung, sondern geschlechtliche Identitäten geht. In feministischen Kreisen wird häufig die Schreibweise  »Frauen*« (Frauen mit Sternchen) oder  »womxn« verwendet. Diese Schreibweisen werden jedoch kritisch diskutiert. Zum Einen können sie den Eindruck vermitteln trans Frauen seien keine »normalen« Frauen und somit →transfeindlich sein. Zum anderen können sich nicht-binäre, agender und inter Personen mit dieser Schreibweise ebenfalls ausgeschlossen und nicht angesprochen fühlen. Ein inklusiver Weg ist es, die Identitäten, um die es geht, auch klar zu benennen.

Fragile Masculinity

Wenn die Männlichkeit einer Person zerbrechlich ist, bedeutet das, dass sie unsicher in ihrer Männlichkeit ist. Normalerweise wird sie ans Licht gebracht, indem Männer etwas Männlicheres wollen oder etwas verleugnen, das sie als nicht (genug) männlich wahrnehmen.

Fragile Männlichkeit bezieht sich auf die besondere Angst von Männern, die glauben, dass sie hinter den kulturellen Standards der Männlichkeit zurückbleiben. Fragile Männlichkeit kann kompensatorische Einstellungen/Verhaltensweisen motivieren, die den bedrohten Status, ein »echter« Mann zu sein, wiederherstellen sollen.

Beispiel: ein Mann möchte keine enge Jeans tragen oder keinen pinken Rasierer benutzen, weil er Angst hat, dadurch nicht mehr männlich genug wahrgenommen zu werden.

Gaslighting

Als Gaslighting wird in der Psychologie eine Form von psychischer Gewalt beziehungsweise Missbrauch bezeichnet, mit der Betroffene gezielt desorientiert, manipuliert und zutiefst verunsichert werden und ihr Realitäts- und Selbstbewusstsein verzerrt bzw. zerstört wird, sodass sie nicht mehr zwischen Wahrheit und Schein unterscheiden können. Gaslighting ist ein Angriff auf die eigene Realität und ebenso Teil von vielen Diskriminierungsformen. Im Gegensatz zum Gaslighting in Beziehungen ist es hier nicht eine Person, die wiederholt die Realität einer anderen infrage stellt. Bei →rassistischem oder →sexistischem Gaslighting sind es viele, die nach demselben Muster reagieren. So wird nicht das Handeln der Verursacher:innen infrage gestellt, sondern die Empfänger:innen und deren Zustand (→Täter:in-Opfer-Umkehrung).

Gatekeeping

Der Begriff Gatekeeping wird für Menschen benutzt, die in der Position sind, zu entscheiden, ob eine Person Zugang zu beispielsweise Ressourcen, einer →Community, in den →Club oder zu Alkohol haben darf.

Gender

Gender bezeichnet das »soziale Geschlecht« und steht im Gegensatz zum biologischen Geschlecht (engl. sex). Das soziale Geschlecht beschreibt die kulturell konstruierten Geschlechteraspekte der Menschen, also Dinge, die in einer Kultur üblicherweise für typisch weiblich bzw. typisch männlich gehalten werden. Diese Erkenntnis geht auf die feministische Schriftstellerin Simone de Beauvoir zurück. Sie stellte in ihrem Buch »Das andere Geschlecht« (1949) die These auf, dass man nicht als Frau geboren wird, sondern während des Lebens zu einer Frau gemacht wird und dass die vermeintlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern kein Produkt der Natur seien, sondern ein Produkt der Gesellschaft.

Gender-Neutralität

Gender-Neutralität ist die Idee, dass Politik, Sprache und andere soziale Institutionen es vermeiden sollten, Rollen nach dem Geschlecht oder der Geschlechtszugehörigkeit von Menschen zu unterscheiden. Dies geschieht, um →Diskriminierung zu vermeiden. Geschlechterneutralität kann z.B. erhöht werden durch →geschlechtergerechte Sprache sowie genderneutrale Toiletten (→All-Gender-Toiletten).

Gentrifizierung

Gentrifizierung bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer:innen und Mieter:innen als vorher und deren anschließenden Zuzug. Damit verbunden ist der Austausch bzw. die Verdrängung ganzer Bevölkerungsgruppen und die Minderung der sozialen Mischung.

Geschlechtergerechte Sprache

Anreden und Bezeichnungen werden in der deutschen Sprache häufig nur in der maskulinen Variante / im generischen Maskulinum verwendet. Damit sich →FINTA* Menschen auch angesprochen fühlen, sollten sie auch explizit genannt und sichtbar gemacht werden. Durch die Adressierung und Nennung von Menschen aller Geschlechter werden stereotype Rollenbilder aufgehoben. Es besteht die Möglichkeit, genderneutral zu formulieren (Beispiel: Techniker -> technische Fachkraft; Wegbegleiter -> wegbegleitende Person) oder sie durch den Genderstern, den Gender-Gap oder den Gender-Doppelpunkt sichtbar zu machen. Wir haben uns auf unserer Website für den Gender-Doppelpunkt entschieden, da er Menschen mit meint, die sich weder als Frau noch als Mann identifizieren. Diese Variante hat die bisher höchste Barrierefreiheit und erleichtert den Lesefluss.

Hier gibt es ein gendergerechtes bzw. geschlechterneutrales Wörterbuch.

Gewichtsdiskriminierung

Gewichtsdiskriminierung bezeichnet Diskriminierungen aufgrund des körperlichen Erscheinungsbildes und die Angst und den Hass gegenüber zu dick und zu dünn gelesenen Personen. Diskriminiert und stigmatisiert werden vor allem die Menschen, deren Gewicht nach oben oder unten von dem abweicht, was als normal definiert wurde (Stichwort BMI, Body Mass Index). Folgen von Gewichtsdiskriminierung sind Arbeitslosigkeit, geringere Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, gewaltvolle Beleidigungen oder eben auch Ablehnungen an der Clubtür.

Gleichbehandlung

Gleichbehandlung ist das positive Gegenstück zu Bevorzugung (→Privilegierung) und Benachteiligung (→Diskriminierung). Der Begriff bedeutet, dass keine Person aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft, Geburt, Religion, Sprache, Gender, sexuelle Identität, körperliche Befähigung bevorzugt oder benachteiligt wird.

Harm Reduction

Harm Reduction bezieht sich auf Maßnahmen, Programme und Praktiken, die darauf abzielen, die negativen gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Konsequenzen des Gebrauches von Drogen zu reduzieren, ohne dabei zwangsläufig das Ziel einer Reduzierung des Drogenkonsums zu verfolgen. Schadensminderung basiert auf Gerechtigkeit und Menschenrechten. Sie konzentriert sich auf positive Veränderungen und auf die Arbeit mit Menschen, ohne sie zu verurteilen, zu zwingen, zu diskriminieren oder von ihnen zu verlangen, dass sie den Drogenkonsum als Vorbedingung für die Unterstützung einstellen. Es wird akzeptiert, dass Menschen sich bewusst für oder gegen einen Substanzkonsum entscheiden. Harm Reduction richtet das besondere Augenmerk auf die Rahmenbedingungen, die die Zielgruppe dabei unterstützt, Schäden zu verringern bzw. zu vermeiden und Angebote der Gesundheitsförderung wahrzunehmen. Harm Reduction betrachtet Substanzkonsumierende als selbstbestimmte und intelligente Individuen und erkennt die Bindung, die jeder Mensch zu einer Substanz hat, an. Sie fördert das Wissen und stärkt die Handlungskompetenz Substanzkonsumierender mit dem Ziel der Risikominimierung. Sie lehnt es ab, irgendeine Substanz zu stigmatisieren und Konsument:innen zu beschämen. Harm Reduction beinhaltet außerdem die Komponente der sozialen Gerechtigkeit mit dem Ziel, die Drogenpolitik zu ändern und sich dem (rassistischen, imperialistischen) Krieg gegen Drogen entgegenzustellen. Maßnahmen der Harm Reduction sind beispielsweise  Safer-Use-Beratung/ Infostände/ Materialien, Drogenkonsumräume, Awareness-Teams, Drug-Checking, Spritzentausch und ‑automaten. 

MEHR: 

https://www.hri.global/what-is-harm-reduction

https://mybrainmychoice.de/harm-reduction/

https://lecken.berlin/images/harm-reduction-poster.png

Hate Speech

Wenn Menschen abgewertet, angegriffen oder wenn gegen sie zu Hass oder Gewalt aufgerufen wird, spricht man von Hate Speech. Oft sind es →rassistische, →antisemitische, →sexistische oder →transfeindliche Kommentare, die bestimmte Menschen oder Gruppen als Zielscheibe haben. Hate Speech ist damit ein Oberbegriff für das Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder Volksverhetzung im Internet und Social-Media-Räumen. Die juristischen Tatbestände des Begriffes befinden sich in einer Grauzone, die sowohl strafbare als auch nicht strafbare Ausdrucksweisen einschließt.

Heteronormativität

Heteronormativität ist bedingt durch eine binäre Geschlechterordnung und die Annahme, dass alle Menschen sich entweder als cis Frau oder cis Mann identifizieren und dass sich alle cis Männer nur von cis Frauen sexuell angezogen fühlen – und andersrum. Heteronormativität ist auch die Annahme, dass Frauen und Männer eine bestimmte Natur, Verhaltensweisen, Geschmack und Vorlieben haben und sich an diese Muster halten. In anderen Worten ist es eine gesellschaftlich hergestellte »Norm«, die nur Heterosexualität als Standard bezeichnet. Alle anderen Lebensweisen wie Homosexualität gelten somit als normabweichend oder Ausnahme. Andere Geschlechtsidentitäten werden in dieser Binarität ignoriert. Heteronormativität erleben wir überall: zum Beispiel in Fernsehen, Kinderbüchern, Werbung und Gesetzen.

Heterosexismus

Heterosexismus ist die Annahme, dass Heterosexualität die einzig natürliche und überlegene Sexualität ist. Sexuelle Orientierungen wie Homosexualität, Bisexualität, Asexualität und Pansexualität werden als »nicht normal« angesehen und abgelehnt. In die Abwertung werden teilweise auch Personen einbezogen, deren Geschlechtsidentität nicht mit ihrem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt (→trans und →nicht-binäre Personen).

Homofeindlichkeit

Homofeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von schwulen und lesbischen Menschen. Sie äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber schwulen und lesbischen Menschen oder Menschen, die als schwul oder lesbisch wahrgenommen werden. →Internalisierte Homofeindlichkeit beschreibt, dass sich Homofeindlichkeit gegen die eigene sexuelle Orientierung und damit gegen sich selbst richtet. Dies passiert oft in einer homofeindlichen Umgebung und/oder vor dem eigenen inneren Coming Out.

Wir bevorzugen den Begriff »Homofeindlichkeit«, da »Homophobie« so klingt, als wäre es keine freie Entscheidung, homosexuelle Menschen zu diskriminieren. Eine Phobie hingegen ist eine Diagnose, gegen die vorzugehen sehr schwierig ist.

Homonormativität

Homonormativität resultiert aus der Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Homosexuelle Personen reproduzieren dabei klassische Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit und streben in ihren politischen Aktivitäten vor allem nach Idealen heterosexueller Lebensstile (Ehe, Kinder, Hausbesitz, Monogamie), anstatt gängige soziale Normen und Institutionen politisch herauszufordern und zu hinterfragen. Zwar wurde die Durchsetzung der Homo-Ehe gefeiert, jedoch werden durch diese →privilegierte Lebensform →heteronormative Institutionen gestützt und aufrechterhalten. Homonormativität hat zur Folge, dass andere →queere Identitäten, wie z.B. →nicht-binäre und →trans Personen ausgeschlossen werden.

Identitätspolitik

Identitätspolitik bezeichnet eine Zuschreibung für politisches Handeln, bei der Bedürfnisse einer spezifischen Gruppe von Menschen im Mittelpunkt stehen. Angestrebt werden höhere Anerkennung der Gruppe, die Verminderung von (strukturellen) →Diskriminierungen, die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Position und die Stärkung ihres Einflusses. Um die Mitglieder einer solchen Gruppe zu identifizieren, werden kulturelle, ethnische, soziale oder sexuelle Merkmale verwendet.

Inklusion

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch in der Gesellschaft selbstverständlich dazugehört, akzeptiert wird und selbstbestimmt teilhaben kann – unabhängig von »Hautfarbe«, Sprache, vermeintlich ethnischer Herkunft, Aufenthaltsstatus, Religion, →Gender, sexuelle Orientierung, Behinderung, Alter und sozialer Herkunft oder sozialem Status. Eine inklusive Gesellschaft versteht Verschiedenheit ausdrücklich als Bereicherung – es ist normal, unterschiedlich zu sein.

Internalisierung

Verinnerlichte Diskriminierungserfahrungen, die sich aus gesellschaftlichen Machtverhältnissen ergeben, werden als »internalisierte Unterdrückung« bezeichnet. Internalisierung passiert, wenn die negativen Überzeugungen einer Identitätsgruppe verinnerlicht werden, als ob sie real wären.

  • Internalisierter →Rassismus: Wenn die Zustimmung von weißen Personen für eine Arbeit eingeholt wird, die besser ist als die anderer →BIPoC, dann handelt es sich um verinnerlichten Rassismus.
  • Internalisierter →Klassismus: Wenn ein armes Kind die Kleidung, Manierismen, Einstellungen und Ambitionen reicher Kinder nachahmt, weil es inakzeptabel ist, arm zu sein, dann ist das verinnerlichter Klassismus.
  • Internalisierte →Transfeindlichkeit: Wenn →trans Personen denken, dass sie kein:e echte:r Mann/ Frau sind, dann ist das internalisierte Transfeindlichkeit.
Intergeschlechtlichkeit

Personen werden als intergeschlechtlich bezeichnet, wenn ihnen bei der Geburt kein eindeutiges Geschlecht zugeordnet werden kann. Die angeboren körperlichen Merkmale, die nicht in die binäre gesellschaftliche Norm von männlich und weiblich passen, können auf genetischer, hormoneller oder anatomischer Ebene sein. Intergeschlechtlichkeit ist keine Krankheit und schränkt die Gesundheit in der Regel nicht ein. Inter*-Organisationen beklagen, dass intergeschlechtliche Menschen nach wie vor und häufig bereits im Säuglings- oder Kindesalter ohne Zustimmung operiert oder medikamentös behandelt werden, um sie geschlechtlich »eindeutig« zu machen. Internationale Menschenrechtsorganisationen sehen darin eine Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung.

Intersektionalität

Intersektionalität bezieht sich auf das Zusammenwirken von von Diskriminierungskategorien wie Geschlecht, ethnischer Herkunft, Klasse, sexueller Orientierung, Behinderung uvm. Dabei geht es nicht nur um das bloße Addieren der Kategorien, sondern dem Verständnis darüber, welche konkreten Auswirkungen diese Mehrfachdiskriminierung auf Individuen und Strukturen hat.

Eine Frau etwa, die einer ethnischen Gruppe angehört, kann auf andere Art und Weise von →Diskriminierung betroffen sein als ein Mann aus derselben marginalisierten Gruppe. Zudem beeinflussen andere persönliche Merkmale oder Begleitumstände, wie z.B. eine Behinderung oder das Bildungsniveau, die Gefährdung des Einzelnen, Opfer von Diskriminierung zu werden. Die Kombination verschiedener Diskriminierungsgründe wird auch als intersektionelle Diskriminierung bezeichnet.

Klassismus

Klassismus bezeichnet die →Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder des sozialen und ökonomischen Status. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld eine Person zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status sie hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen sie aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter:innenklasse, z.B. einkommensarme oder erwerbslose und wohnungslose Menschen, aber auch Arbeiter:innenkinder. Der Begriff wurde maßgeblich durch die Erfahrungen von Communities geprägt, die mehrfachdiskriminiert werden. Die Folge von Klassismus ist häufig →Prekarisierung. Die hohen Eintrittspreise für Veranstaltungen in Clubs, Bars oder auf Festivals sind ein Beispiel für Klassismus. An Clubkultur teilzunehmen, ist dadurch für viele Menschen  zu einem →Privileg geworden.

Konsens

Konsens unterscheidet unter anderem Sex von →sexualisierte Gewalt. In diesem Kontext bedeutet Konsens, dass alle Beteiligten einer sexuellen Handlung sich frei für diese entschieden haben und sie jederzeit abbrechen können. Vorbedingung von Konsens ist die Einwilligungsfähigkeit aller Beteiligten. Diese liegt beispielsweise bei bewusstlosen oder schlafenden Menschen nicht vor und kann u.a. von Abhängigkeitsverhältnissen, Alkohol und anderen Drogen etc. beeinträchtigt sein. 

Kulturelle Aneignung

Mit dem Begriff Kulturelle Aneignung (englisch cultural appropriation) wird die Adaption eines Bestandteils einer meist systematisch unterdrückten Kultur von Personen einer meist dominanten, anderen Kultur oder Identität bezeichnet. Die ethische Dimension kultureller Aneignung ist vor allem dann Gegenstand kontroverser Debatten, wenn die angeeignete Kultur zu einer Minderheit gehört, die sozial, politisch, wirtschaftlich oder militärisch benachteiligt ist. Noch immer werden marginalisierte Gruppen, wie zum Beispiel BIPoC, aufgrund ihres Aussehens oder ihrer kulturellen Traditionen ungerecht behandelt. Gleichzeitig bereichern sich dominante Gesellschaftsgruppen, vorwiegend Weiße, an eben diesen Symbolen fremder Kulturen – auch und weil sie keine Diskriminierung fürchten müssen und die Aneignung auch immer wieder ablegen können.

Festivals z.B. sind oft Schauplätze kultureller Aneignung: Viele Besucher:innen bedienen sich optischer Elemente verschiedener Kulturen für möglichst auffällige Outfits. Zum Beispiel verzieren  Festivalteilnehmer:innen ihre Kleidung mit Federschmuck indigener Völker Nordamerikas, malen sich Bindis auf die Stirn, die in Südasien Weisheit und Spiritualität repräsentieren, oder kleiden sich in Dashikis aus Westafrika.

Kritische Männlichkeit

Kritische Männlichkeit beschäftigt sich mit dem Sichtbarmachen von Männlichkeitsbildern, Männlichkeitsanforderungen, toxischen Verhaltensweisen von Männern und dem unmittelbaren damit verknüpften Sexismus. Es ist jedoch wichtig, eine machtkritische Perspektive einzunehmen, die insbesondere feministische Themen ernst nimmt, männliche Privilegien aufzeigt und Stereotype vermeidet. Kritische Männlichkeit hat ebenfalls die Aufgabe, alternative Männlichkeitsbilder zu unterstützen, die Relevanz der Männlichkeits-Anforderungen zu reduzieren und sexistisches Verhalten von Männern aktiv einzudämmen.

LGBTQIA+

Die Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, →queer, →intergeschlechtlich und asexuell. Das Plus steht stellvertretend für alle anderen Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen und drückt die →Inklusion dieser aus.

Lookismus

Lookismus ist die Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Es ist die Annahme, dass das Aussehen ein Indikator für den Wert einer Person ist. Sie bezieht sich auf die gesellschaftliche Konstruktion einer Schönheits- oder Körpernorm und die Unterdrückung durch Stereotype und Verallgemeinerungen über Menschen, die diesen Normen entsprechen und über diejenigen, die ihnen nicht entsprechen.

Macht

Macht ist die Möglichkeit, über andere bestimmen können und Personen der eigenen Meinung und Ansicht unterzuordnen sowie trotz Widerstands anderer die eigenen Ziele durchsetzen zu können. Sie bringt also Strukturen hervor, die zu ungleichen Machtstrukturen und Formen der Unterdrückung und Ausbeutung führen. Ob eine Person Rassismus erfährt, hängt also mit der eigenen gesellschaftlichen Position und den dahinterstehenden Machtstrukturen zusammen. Gefordert wird eine Umverteilung der Machtverhältnisse zugunsten der Benachteiligten und ein Ende des Missbrauchs von Macht.

Mansplaining

Mansplaining ist ein Phänomen, in dem ein Mann gegenüber einer →FINTA* Person gegen ihren Willen und/oder auf eine besserwisserische und herablassende Art und Weise etwas erklärt. Der Mann geht dabei in der Regel davon aus, dass er sich besser auskennt, als die FINTA* Person, was natürlich nicht unbedingt der Fall sein muss. Davon unabhängig ist er meistens nicht daran interessiert, was die andere Person zu dem Thema weiß, so dass es sich nicht um einen (Wissens-) Austausch handelt. Das Phänomen verdeutlicht daher →patriarchale Machtverhältnisse innerhalb der Kommunikation.

Manspreading

Mit dem Begriff wird das Verhalten von Männern bezeichnet, an öffentlichen Orten mit gespreizter Beinhaltung zu sitzen. Aber auch in Clubs kommt es oft vor, dass vor allem →cis männlich gelesene Personen generell viel Raum einnehmen, vor allem auch beim Tanzen, an der Bar und in der Kommunikation.

Marginalisierung

Marginalisierung ist ein sozialer Vorgang, bei dem Bevölkerungsgruppen an den »Rand der Gesellschaft« gedrängt werden und dadurch nur wenig am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können. Marginalisierung ist eine von fünf Faktoren, die zusammen »soziale Unterdrückung« kennzeichnen – neben Ungerechtigkeit, Gewalt, Kulturimperialismus und Machtlosigkeit.

Mental Health

Psychische Gesundheit umfasst unser emotionales, psychologisches und soziales Wohlbefinden. Sie beeinflusst, wie wir denken, fühlen und handeln. Sie trägt auch dazu bei, wie wir mit Stress umgehen, mit anderen in Beziehung treten und gesunde Entscheidungen treffen. Die strukturellen Verhältnisse, in denen Personen leben, oder auch beispielsweise der Grad der Betroffenheit von Unterdrückung durch die herrschenden Verhältnisse haben sowohl auf Mental Health als auch auf →Mental Illness einen starken Einfluss.

Mental Illness

Psychische Erkrankungen sind Zustände, die das Denken, Fühlen, die Stimmung oder das Verhalten einer Person beeinträchtigen, wie z. B. Depression, Angst, bipolare Störung oder Schizophrenie. Solche Zustände können gelegentlich oder dauerhaft (chronisch) auftreten und die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, mit anderen in Beziehung zu treten und jeden Tag zu funktionieren.

Mikroaggressionen

Mikroaggressionen sind alltägliche Äußerungen oder Handlungen, die indirekt, subtil oder unbeabsichtigt →marginalisierte Personengruppen diskriminiert. Die Äußerungen werden meist als übergriffig wahrgenommen. Im Gegensatz zu einigen anderen Formen von →Diskriminierung ist sich die tatbegehnde Person einer Mikroaggression möglicherweise nicht einmal bewusst, dass das Verhalten schädlich ist. Mikroaggressionen gehören zu Alltagsdiskriminierungen und können mit der Metapher des Mückenstichs erklärt werden: Kaum sichtbar, im Einzelnen auszuhalten, doch in hoher Summe wird der Schmerz unerträglich. Mückenstiche können Angriffe und Beleidigungen, Ignoranz, unbewusste Handlungen oder das Negieren und Absprechen der eigenen Perspektive und Erfahrungen sein.

Beispiele für Mikroaggressionen sind:

  • Wortbeiträge des Betroffenen werden ignoriert. Teilweise werden sie auch als unerheblich oder nicht wichtig abgetan.
  • Der Name des Betroffenen wird konsequent falsch ausgesprochen. Im schlimmsten Fall wird er als nicht deutsch betitelt und die Ausspracheschwierigkeit damit begründet.
  • einer dünnen Person sagen, dass sie mehr essen soll
  • Personen absichtlich mit dem falschen →Pronomen ansprechen
Misgendern

Misgendern bedeutet, dass eine Person dem falschen Geschlecht zugeordnet und/oder über sie mit dem falschen →Pronomen geredet wird. Das kann manchmal unabsichtlich passieren. Es kann aber auch absichtlich, z.B. als Abwertung oder Ablehnung, gemeint sein. Misgendering betrifft vor allem →trans und →nicht-binäre Menschen und kann →Dysphorie auslösen.

Misogynie

Misogynie (zu griechisch μĩσος misos »Hass«, und gyne »Frau«) oder Frauenfeindlichkeit ist ein abstrakter Oberbegriff für soziokulturelle Einstellungsmuster der geringeren Relevanz bzw. Wertigkeit von Frauen oder der höheren Relevanz bzw. Wertigkeit von Männern. Sie wird sowohl von Männern als auch von Frauen selbst über die psychosoziale Entwicklung verinnerlicht (Sozialisation, Habitualisierung) und stellt die Erzeugungsgrundlage für den hierarchisierenden Geschlechtshabitus von Männlichkeit und Weiblichkeit dar. Sie ist damit die Basis hegemonialer Männlichkeit bzw. →patriarchaler Beziehungsgefüge.

Neurotypisch/ Neurodivers

Neurotypische Menschen denken, fühlen und nehmen Dinge wahr, wie es von der allgemeinen Bevölkerung als »normal« angesehen wird. Neurodiverse Menschen weichen von dieser Norm ab.

Neurodiversität bedeutet neurologische Vielfalt. Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Legasthenie und Lernbehinderungen sind keine Störungen, die geheilt werden müssen, sondern Varianten und Unterschiede, die respektiert werden müssen und als natürliche menschliche Unterschiede angesehen werden sollten.

Nicht-binär

Personen, die sich als nicht-binär identifzieren, sehen sich selbst weder als Mann noch als Frau. Das System der Zweigeschlechtlichkeit trifft nicht auf sie zu und wird abgelehnt. Nicht-binäre Menschen können →trans oder →cis oder →inter sein. Sie können weiblich, männlich, beides, weder-noch, vieles, mehreres, femme oder →agender oder etwas ganz anderes sein. Sie können feminin, maskulin, →queer und politisch sein. Sie können unterschiedliche, neue oder alte, mehrere, wechselnde oder keine →Pronomen benutzen. Sie können die unterschiedlichsten Körper, Transitionsbedürfnisse oder -erfahrungen haben oder nichts von alldem. Als Abwandlung wird häufig der Begriff enby [non-binary = nb = enby] als Selbstbezeichnung verwendet.

Outing

Outing bedeutet, die Geschlechtsidentität und/oder sexuelle Orientierung eines Menschen einem anderen Menschen, einer Gruppe und/oder der Öffentlichkeit zu verraten. Meistens passiert das ohne die Zustimmung oder Einwilligung der betroffenen Person. Das Coming Out einer Person erfolgt hingegen freiwillig.

Panikattacke

Als Panikattacke wird das einzelne plötzliche und in der Regel nur einige Minuten anhaltende Auftreten einer körperlichen und psychischen Alarmreaktion ohne objektiven äußeren Anlass bezeichnet. Die damit verbundenen körperlichen Reaktionen werden oft als (lebens-)bedrohlich erlebt, was die Angst und Panik weiter steigert. Symptome sind Atemnot, Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Schwindel und Angstgedanken. Zur Soforthilfe gehören Atemübungen, bewusste Muskelan- und entspannung, Ablenkung/ einfache Gespräche mit anderen führen und im Notfall den Notdienst einschalten. Drogen können u.a. auch ein →Trigger für Panikattacken sein.

Passing

Passing bedeutet, dass die soziale Identität von Personen wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft, Religion, Klasse oder körperliche/ geistige Behinderung, von anderen Personen nicht erkannt wird und die Person damit nicht den mit dieser Identität verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen unterliegt. Die Person hat das →Privileg – auch bekannt als »Passing-Privileg« – der jeweiligen Norm entsprechend “durchzugehen”/ zu passen. Ein Beispiel für Passing ist es z.B., wenn eine schwarze Person mit sehr heller Haut für eine weiße Person gelesen wird oder wenn eine Person als Mitglied desjenigen Geschlechts akzeptiert oder eingeschätzt wird, mit dem sie sich identifiziert bzw. welches sie nach außen hin zeigt. Das Konzept von Passing wird oft auch als Form der →Unterdrückung verstanden. Da Personen, die passen, geschützter sind vor →Diskriminierungen, →Hate Speech und Gewalttaten, ist Passing ein aktiv an der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Normen beteiligt.

Patriarchat

Der Begriff Patriarchat bezeichnet eine Organisationsform in der Macht und Privilegien von Männern in hierarischen Positionen vertreten sind. Wenn wir von patriarchalischen Strukturen in Institutionen reden, ist damit gemeint dass vor allem eine große Anzahl an (weißen) cis Männern in Führungspositionen vertreten sind und Entscheidungen treffen.

Peer/ Peergroup

Das englische Wort peer bedeutet gleichaltrig, ebenbürtig. Wenn von Peers gesprochen wird, wird also ein Umfeld von Menschen gemeint, die ähnlich gesinnt oder ähnlich alt sind. Eine Peergroup ist dann eine Gruppe mit großem Einfluss, der sich ein Individuum zugehörig fühlt.

Polizeigewalt

Der Begriff Polizeigewalt wird in der Kriminologie und den Medien verwendet, um körperliche und psychische Gewalt zu beschreiben, die von Polizist:innen ausgeübt wird. Die Anwendung von Gewalt ist vom Gesetz nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt und dann nur in einem verhältnismäßigen Ausmaß. Sind die Voraussetzungen gegeben und das richtige Ausmaß gewahrt, ist sie rechtmäßig, andernfalls rechtswidrig. Betroffen sind oft Drogenabhängige, Obdachlose, Sexarbeiter:innen, BIPoC oder migrantische Personen sowie Demonstrant:innen und Journalist:innen.

Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) ist eine politische Organisation, die sich bemüht, rassistische Übergriffe seitens der Polizei festzuhalten und Betroffene zu unterstützen. Die KOP wurde 2002 von der Beratungsstelle für Opfer rassistischer, rechter und antisemitischer Gewalt ReachOut und anderen Organisationen gegründet. Sie soll rassistische Strukturen in der Polizei darlegen und Opfern von Polizeigewalt zur Seite stehen. Hierfür informiert sie Betroffene und Zeugen über ihre Handlungsmöglichkeiten und Rechte. Sie vermittelt an Beratungsstellen und bietet mittels ihres Rechtshilfefonds finanzielle Unterstützung bei einem Prozess an.

Prekarisierung

Vom Wortstamm her bedeutet prekär soviel wie »unsicher« oder »nicht dauerhaft«. Der Begriff Prekarisierung bezeichnet die Verunsicherung der Lebensverhältnisse – vor allem im Bereich der Erwerbsarbeit. Am meisten betroffen sind Frauen, Migrant:innen, BIPoC sowie LGBTQIA+ Personen. Personen mit Mehrfachdiskriminierung leben in meist noch prekäreren Lebenssituationen.

Privileg

Ein Privileg liegt vor, wenn Personen durch Gruppenzugehörigkeiten oder -zuschreibungen (zum Beispiel weiß, cis, männlich und/ oder heterosexuell) strukturelle Vorrechte und Vorteile haben, die nicht durch eigene Leistung oder besondere Qualifizierung erworben worden. Diese gesellschaftlich eingeräumte Handlungsmöglichkeiten werden im Umkehrschluss anderen verwehrt oder erschwert. Privilegierung erzeugt somit immer auch Benachteiligung anderer. Privilegierte Personen gestalten  die Norm und sind sich ihrer Privilegierung häufig nicht bewusst.

Pronomen

Genauso wie wir im Allgemeinen Namen haben, die wir benutzen, neigen wir auch dazu, Pronomen zu haben, mit denen wir angesprochen werden wollen. Das Personalpronomen ist ein Pronomen, das Beteiligte der Sprechsituation bezeichnet oder sich auf Dritte bezieht. Im Deutschen sind die meist verwendetsten Pronomen »er/ sie«. Es existiert in der deutschen Sprache noch kein rechtlich anerkanntes drittes Pronomen, wie im Englischen »they/them« oder im Schwedischen »hen«. Alternative dritte, geschlechtsneutrale Pronomen im Deutschen sind »sier, xier, nin«. Wenn du eine Person kennenlernst, die du nicht kennst, ist es wichtig, neben dem Namen auch nach dem Pronomen zu fragen: »Wie heißt du? Welche Pronomen benutzt du?« Auch wenn du über eine Person sprichst, deren Geschlecht du nicht kennst, ist die neutrale Variante die beste. Wenn du über eine Person redest, kannst du anstatt dem dritten geschlechtsneutralen Pronomen auch einfach »die Person« oder den Namen verwenden.

Pinkwashing

Pinkwashing bezeichnet Werbestrategien, die den Eindruck erwecken sollen, das Unternehmen/ der Club/ das Kollektiv/ die Veranstaltung identifiziere sich mit der LGBTIQA+ Community und trete für ihre Rechte und Ziele ein. Oft, so die Kritik, handelt es sich bei solchen Kampagnen und der scheinbaren Solidarisierung aber um eher oberflächliche Werbemaßnahmen. Pinkwashing dient vor allem dazu, die betreffenden Unternehmen/ Clubs/ Kollektive/ Veranstaltungen als weltoffen und fortschrittlich zu präsentieren, statt tatsächlich aktiv die queere Gemeinschaft und queere Personen zu unterstützen und zu schützen.

Queer

Im Englischen bezog sich das Wort »queer« lange Zeit auf etwas Merkwürdiges, Fremdartiges, Abweichendes und wurde als Schimpfwort benutzt – in etwa wie das deutsche »pervers«. Inzwischen ist es aber zu einem positiven Wort geworden, indem sich Menschen selbst so bezeichnen.

Queer ist heute ein Überbegriff für Menschen, die sich außerhalb der geschlechtlichen und sexuellen Normen bewegen und bezeichnet zudem eine politische Haltung, die auch die vorherrschenden Normen in der lesbischen, schwulen und bisexuellen Szene hinterfragt. Queer beruht auf den Grundannahmen, dass Identitäten nicht starr, sondern veränderbar sind und dass Sexualität und Geschlecht nicht binär (zweigeteilt) sind.

Queer ist aber auch eine Theorierichtung und ein Wissenschaftszweig, in dem Schubladendenken aufgebrochen wird, verschiedene Unterdrückungsformen miteinander verknüpft gedacht werden sollen und insbesondere Sexualität als ein Ort der Unterdrückung untersucht wird.

Queer beschreibt nicht nur Personen, Beziehungen und Communities, sondern auch Handlungen: Personen »queeren« etwas, wenn sie sich der Normalität und der normativen Vorsellung von Identität, Verhalten, Aussehen und Beziehungen widersetzen.

Queere Politik kritisiert, dass die Gleichstellungspolitik viele außen vor lässt, den Fokus der Schwulen- und Lesbenbewegung auf Eheschließung, Konsumkultur und Militärdienst. Stattdessen fokussiert sie Themen von queeren Gruppen, die am stärksten marginalisiert sind und im Alltagsleben von Gewalt, Suizid, Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind.

Buchempfehlung: Barker, Meg-John; Scheele, Julia: Queer. Eine Illustrierte Geschichte. (Münster, 2018).

Racial Profiling

Der Begriff Racial Profiling bezeichnet ein auf äußeren Merkmalen basierendes Agieren von Sicherheit-, Polizei-, Zollbeamten gegenüber von →BIPoC. Die Personen werden aufgrund von rassistischen Stereotypen als »verdächtig« eingeschätzt ohne jegliche Berechtigung oder ohne konkreten Verdachtsmoment.

Rassismus

Rassismus bedeutet die Diskriminierung, Abwertung und Ausgrenzung strukturell benachteiligter Gruppen oder einzelner Menschen aufgrund tatsächlicher oder zugeschriebener körperlicher oder kultureller Merkmale (z.B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion). Durch Rassismus ist keine gleichberechtigte Teilhabe der Betroffenen an der Gesellschaft möglich. Die rassistische Herabwürdigung von →BIPoC kann zu physischer und psychischer Gewalt gegen sie führen oder sogar als vermeintliche Rechtfertigung für Tötungen und Völkermorde (»Ethnische Säuberungen«) genutzt werden.

Neben diesen offensiv brutalen Formen des Rassismus ist subtiler Alltagsrassismus (insbesondere auch in Form von →Mikroaggressionen) die tägliche Reproduktion eines rassistischen Systems. Dieser besteht in stetiger Erinnerung daran, dass die betroffene Person anders ist und nicht »dazu« gehört. Dies muss nicht mit Vorsatz der diskriminierenden Person geschehen, ist aber dennoch ausgrenzend, verletzend, frustrierend und bieten den Nährboden für extremere Formen von Rassismus. Es gibt viele Formen von Rassismus. Unterschieden wird beispielsweise zwischen anti-Schwarzer, anti-muslimischem, anti-asiatischem Rassismus, →Antisemitismus und rassistischer Diskriminierung von Rom:nja und Sint:ezzi. Rassismus ist eine soziale Ausschließungspraxis, die in verschiedenen historischen Kontexten unterschiedlich in Erscheinung tritt. Er hierarchisiert, differenziert und entwertet Menschen, indem er ihnen konstruierte, meist negative gruppenspezifische Merkmale und Eigenschaften zuschreibt. Spezifische Formen von Rassismus sind »New Racism«, »Colorblind Racism«,»Cultural Racism« and »Aversive Racism«.

Rassifizierung

Rassifizierung (abgeleitet von Race) bezeichnet einen Prozess und eine Struktur, in denen Menschen nach rassistischen Merkmalen (Aussehen, Lebensformen oder imaginäre Merkmale) kategorisiert, stereotypisiert und hierarchisiert werden. In diesem Prozess wird ein rassifiziertes Wissen erstellt und die Struktur beruht auf diesem Wissen. Während «Rasse» im deutschen Sprachgebrauch vor allem mit dem Nationalsozialismus und vermeintlich natürlichen Menschenkategorien in Verbindung gebracht werden, betont das Wort Rassifizierung, dass es sich um konstruierte Kategorien handelt, die reale Effekte (Rassismus) haben.

Rechtsextremismus

Rechtsextremismus bezeichnet eine Einstellung oder Verhaltensweise, die von der Ungleichwertigkeit der Menschen ausgeht, ein ethnisch homogenes Volk konstruiert und die Gemeinschaft über das Individuum stellt. Hinzu kommt der Wunsch nach einer starken Führerfigur. Rechtsextreme Orientierungen stehen dem Gleichheitsgebot der allgemeinen Menschenrechts-Deklarationen entgegen. Gewalt wird akzeptiert und auch selbst ausgeübt. Für Rechtsextremist:innen soll sich das „Recht des Stärkeren“ durchsetzen, „schwache“ Menschen sind nach ihrer Ideologie weniger wert und weniger schützenswert. Weitere Bestandteile des Rechtsextremismus sind Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Sozialdarwinismus, Ableismus, Sexismus und Heteronormativität, die Befürwortung autoritärer Herrschaftsformen, Verschwörungsideologien sowie die Verharmlosung des Nationalsozialismus.

Zur Arbeitsdefinition von Rechtsextremismus gehört auch, dass davon ausgegangen wird, dass Rechtsextremismus nicht am Rand der Gesellschaft existiert, sondern in der Mitte der Gesellschaft produziert und zunehmend normalisiert wird (siehe Mitte-Studie 2022/23). Demnach stimmen 2022/23 deutlich mehr Menschen in Deutschland einem rechtsextremen Weltbild zu. Der rechtsextreme Kleidungsstil zeichnet sich durch eine Mehrdeutigkeit aus, die als „neue Unübersichtlichkeit“ bezeichnet wird. Akteure des Rechtsextremismus sind rechte Esoteriker:innen/ Siedler:innen, Souveränisten und Parteien wie die AfD oder Der Dritte Weg. Rechtsextremismus äußert sich in meist gewalttätigen Demonstrationen und Angriffen in der Öffentlichkeit sowie in Hass und Hetze im Internet.

Rom:nja und Sinti:zze

Rom:nja und Sinti:zze ist die Selbstbezeichnung einer mehrere hunderttausend Mitglieder umfassen-den und stark ausdifferenzierten Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt.

Safer Nightlife

Der Begriff umfasst verschiedene Ansätze, Strategien und Maßnahmen zum Zweck einer emanzipatorischen Gesundheitsförderung im Nachtleben. Das Ziel ist das möglichst selbstbestimmte Wohlergehen aller Beteiligten und das gute Miteinander im Nachtleben.

Damit dies gelingt müssen die verschiedenen →Safer Sex- und Safer Use-Organisationen sowie Veranstalter:innen gut zusammenarbeiten. So sollen Räume geschaffen werden, in denen das Risiko von →Diskriminierung und gewalttätigen Übergriffen reduziert ist. Zum Safer Nightlife gehört auch, Realitäten von Risikoverhalten wie des Konsums von berauschenden, zum Teil illegalisierten, Substanzen anzuerkennen und ihnen angemessen zu begegnen. Veranstaltende sollten also Strategien erarbeiten wie mit der Thematik umzugehen ist – auch bei Notfällen.

Safer Sex

Der Begriff Safer Sex bezeichnet Geschlechtsverkehr, bei dem die Partner:innen Kondome oder Lecktücher benutzen, um das Risiko einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten zu reduzieren. Das Einnehmen von PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) ist eine weitere Maßnahme, um sich vor einer Ansteckung mit zu schützen.

Safer Space / Geschützter Raum

Safe Spaces sind Räume, in denen Menschen, die marginalisiert oder diskriminiert werden, zusammenkommen können, ohne Belästigungen ausgesetzt zu werden. Menschen, die aufgrund ihrer Identität im Alltag negative Erfahrungen machen, sollen sich hier ungestört bewegen und austauschen können. Dennoch ist es fast unmöglich, eine absolute Sicherheit herzustellen. Darum wird meist der Begriff »Safer Space« oder auch »Intentional Space« (d.h. von und für Betroffene) verwendet. Es bedarf ständiger Anstrengungen und Reflexion von Strukturen und Prozessen, um geschützte Räume zu erhalten. Clubs haben eine wichtige Funktion als geschützter Raum für ihre Communities.

Safer Use

Mit Safer Use sind Handlungen und Handlungsstrategien gemeint, welche den Konsum von psychoaktiven Substanzen so risikoarm wie möglich gestalten.  Hierbei geht es zum einen darum, unerwünschte Wirkungen und Überdosierung zu vermeiden. Zum anderen dienen Safer Use-Praktiken dazu, das Risiko der Übertragung von Infektionen zu vermeiden. Drogenkonsum ist niemals risikofrei. Mit bestimmten Safer Use-Praktiken lassen sich jedoch die begleitenden Risiken stark minimieren.

Schwarze Menschen in Deutschland

Schwarz ist eine Selbstbezeichnung von und für Schwarze Menschen, die afrikanische oder afrodiasporale Bezüge haben. Schwarz-Sein bezieht sich nicht auf die Hautfarbe, sondern ist ein Konstrukt, das eine gemeinsame Identität und gegenseitige Solidarität aufgrund gemeinsamer Erfahrungen mit →Rassismus und Kolonialismus benennt und die strukturell benachteiligte Position innerhalb des rassistischen →Machtverhältnisses bezeichnet. Um hervorzuheben, dass es sich bei Schwarz um eine Selbstbezeichnung handelt, wird der Begriff groß geschrieben.

Selbstbestimmtes Ausgehen

Selbstbestimmtes Ausgehen ist ein Begriff, der sich generell auf alle von →Diskriminerung betroffenen Personen bezieht, jedoch ein besonderes Augenmerk auf die oftmals nicht vorhandene Selbstbestimmtheit von Menschen mit be-Hinderung legt. Hierbei geht es vor allem um den Zugang zu →Clubs und das damit erforderliche Maß an Barrierearmut und die tatsächlich vorhandene oder vermutete Haftbarkeit und Gefahrenabwehr von Clubbetreibenden bspw. bezüglich Brandschutz, Sicherheitsmaßnahmen oder notwendigen Evakuierungen. Hier wird seitens der Clubbetreibenden oder des Türpersonals oftmals eine höhere Sicherheitsgefahr für oder Unterstützungsbedarfe von  Menschen mit be-Hindeung zugeschrieben und entsprechend ein Zutritt verweigert. Ziel sollte sein, dass Selbstbestimmtes Ausgehen für Alle Selbstverständlichkeit wird, sowie es zu unterstützen und aufgrund des →AGG zu gewährleisten.

Sensibilisierung

Sensibilisierung bedeutet, für Personen, Gruppen oder Themen ein Bewusstsein zu schaffen. Beispiel: Die →Clubkultur muss für Thematiken, die →nicht-binäre und →trans Personen betreffen, noch stärker sensibilisiert werden.

Sexismus

Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der positiven und negativen →Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts. Zugleich steht der Begriff für die diesem Phänomen zugrunde liegende Ideologie, welche Geschlechterrollen festschreibt und hierarchisiert. Männer sind von Sexismus positiv diskriminiert, also privilegiert, Frauen sind von Sexismus negativ diskriminiert, also abgewertet. Die Erscheinungsformen von Sexismus sind kulturell und historisch bedingt. Sexismus zeigt sich insbesondere in der →Marginalisierung von Frauen, trans, nicht-binären und inter Menschen.

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt umfasst alle sexuellen Handlungen, die Personen aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Sie ist ein Akt der Aggression und des Macht­missbrauchs, nicht das Resultat unkontrollierbarer sexueller Triebe. Sexualisierte Gewalt reicht von der sexuellen Belästigung oder Vergewaltigung erwachsener Frauen und geht bis zum sexuellen Missbrauch von Kindern.

Der Begriff »sexualisiert« soll deutlich machen, dass sexuelle Handlungen benutzt werden, um Gewalt und Macht auszuüben. Beispiele für sexualisierte Gewalt sind unerwünschte Berührungen, sexuelle Belästigungen, unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornografischen Darstellungen, verbale Anspielungen bis hin zu sexuellem Missbrauch, sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Ebenso sind ein unnötiger Körperkontakt, unerwünschte sexualisierte Bemerkungen sowie Kommentare oder Witze über das Äußere von Beschäftigten als sexuelle Belästigungen im Sinne des →AGG zu bezeichnen. Die Schaffung eines feindlichen Umfeldes ist dabei im Unterschied zur Belästigung keine Voraussetzung.

Sex Positivity

Sex ist in unserer Gesellschaft mit sehr viel Normen, Regulierungen und Scham behaftet und auch oft ein Tabuthema, das oft nur im Privaten bleibt. Sex Positivity ist hingegen eine Einstellung gegenüber Sex, die die persönliche Handlungsfähigkeit und Vorlieben in den Vordergrund stellt und moralische Urteile minimiert und Freiheiten maximiert. Die Sex-Positivity-Bewegung soll keine große Orgie verkörpern, in der es nur um öffentlichen Geschlechtsverkehr geht. Das eigene Körperbild soll zelebriert werden, und zwar so, wie jede Person es möchte. Der Body Positivity Aspekt ist daher ein wichtiger Bestandteil der Sex Positivity. Einige Kollektive und Clubs definieren ihre Partys auch als sex-positiv. Damit wird Personen einen im besten Falle →Safer Space gegeben und eine Art »Erlaubnis« erteilt, Sexualitäten und nackte Körper zu feiern sowie sexuelle Handlungen frei und öffentlich auszuleben. Diese Partys haben meist eine strenge Kuration an der Clubtür zur Folge und Konsens steht an oberster Stelle. Für jede Person kann Sex Positivity aber auch etwas anderes bedeutet. Für manche Personen ist es das nackte Tanzen auf Partys oder Sex im Darkroom oder auf der Tanzfläche, für andere Personen bedeutet es das schamlose Reden über das eigene Sexleben, Masturbation oder die Lust nach nach wechselnden Sexualpartner:innen ohne jegliche emotionale Bindung.

Silencing

Silencing ist eine Praxis des Leisedrehens, des Zum-Verstummen-Bringens und basiert auf einem Machverhältnis und damit auch Unterdrückung. Silencing wird genutzt, um marginalisierte Menschen sowie Menschen, die auf Realitäten, Gewalt und Diskriminierungen aufmerksam machen, zum Schweigen zu bringen und die Legitimität des Vorwurfs abzusprechen – meistens aus Angst vor Rufschädigung. Beispielsweise DJs, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird und die zur Rede gestellt werden, kontern mit Behauptungen, dass das zur Rede stellen für unangemessenes Verhalten ihrer Karriere oder ihrem Ruf schadet. Ziel ist es, zu implizieren, dass die tatbegehende Person selbst die betroffene Person der ganzen Situation ist, nicht die Personen, die verletzt wurde.. Oft beinhaltet die Silencing-Taktik den »ihr schadet der Community«-Konter.

Slut-Shaming

Slut-Shaming beschreibt, wenn eine Person beschämt wird, weil sie zu sexuell aufreizend/ freizügig ist oder als Person wahrgenommen wird, die keine Kontrolle über das eigene Sexualverhalten hat und die ihre Sexualität nicht so ausdrückt, wie es in der patriarchalen Gesellschaft erwartet wird. Wenn man alle negativen Bedeutungen des Wortes beiseite lässt, ist eine »Schlampe« einfach nur eine Person, oftmals eine Frau, die Sex mit mehreren Partner:innen hat/te. Der Begriff dient zur Kontrolle und Begrenzung der weiblichen Sexualität sowie der De-Normalisierung hoher sexueller Aktivität von Frauen.

Social Justice

Social Justice ist als Begriff aus den USA kommend nicht einfach mit »Sozialer Gerechtigkeit« zu übersetzen. Der Begriff Social Justice umfasst dagegen eine Forderung und Förderung von Anerkennungsgerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit und bleibt damit als Eigenbezeichnung unübersetzt. Auf dem Weg dahin sind unterschiedliche →Unterdrückungs- und →Diskriminierungsformen als strukturelle Machtverhältnisse zusammen und miteinander verwoben zu denken.

Solidarisierung

Sich zu solidarisieren bedeutet, sich mit Personen/ Personengruppen mit ähnlichen Interessen und Zielen zusammenzuschließen und sich gegenseitig zu helfen.

Spiking

Wir sprechen von Spiking, wenn den Opfern legalisierte oder illegalisierte Substanzen unwissentlich oder ohne ihre Zustimmung verabreicht werden. Es kann zwischen „drink spiking“ und „needle spiking“ unterschieden werden. Beim „drink spiking“ gibt der Täter dem Opfer unbemerkt Substanzen in das Getränk. Dabei kann es sich um (zusätzlichen) Alkohol in einem alkoholischen oder alkoholfreien Getränk oder um verschreibungspflichtige oder illegalisierte Substanzen handeln. Diese werden oft als K.O.-Tropfen bezeichnet. Beim Needle Spiking wird dem Opfer ungewollt eine Substanz injiziert. Beim Drink Spiking ist die Motivation in den meisten Fällen die Kontrolle. Sexueller Missbrauch oder Raub ist die Absicht. Deshalb werden in diesem Fall meist betäubende Substanzen verwendet. Spiken ist generell eine Straftat nach §223 StGB Körperverletzung.
Gleitmittel-Spiking: Eine Substanz wird in Gleitmittel-Applikatoren oder Spritzen mit wasserbasiertem Gleitmittel vermischt und vor oder während des Geschlechtsverkehrs aufgetragen

SWERF

SWERF steht für Sexwork Exclusionary Radical Feminist, also Sexarbeiter:innen ausschliessende radikale Feminist:innen. Sexarbeiter:innen-Feindlichkeit geht vor allem in feministischen Strömungen oft mit Transfeindlichkeit einher.

Täter:in-Opfer-Umkehr

Täter:in-Opfer-Umkehr, auch als »Victim Blaming« bezeichnet, beschreibt ein Vorgehen, bei dem die Verantwortlichkeit und Schuld einer (Straf-)tat beim Opfer gesucht wird und es ihm:ihr zuschreibt. Opfern wird in diesem Fall nicht mit Verständnis, Unterstützung, Validierung und Trost begegnet. Stattdessen wird Verantwortung und Schuld des:der Täter:in versucht auf das Opfer umzuwälzen und den:die Täter:in von Schuld freizusprechen. Diese Form der Verteidigung/ Rechtfertigung existiert auch bei (Straf-)taten mit rassistischem Hintergrund. Täter:in-Opfer-Umkehr wird also zum Beispiel verwendet um Rassismus und rassistische Taten gegenüber schwarzen Personen zu rechtfertigen. Im Alltag finden sich ähnliche Dynamiken, wenn eine Person anspricht, dass sie diskriminierend behandelt wurde. Häufig folgt dann ein Angriff auf die diskriminierte Person, sie:er sei aus verschiedenen Gründen selber (mit-)schuld an der Situation. Generell wird Opfern eine Mitschuld gegeben, wenn die von Personen wahrgenommene Ungerechtigkeit so unerträglich ist, dass nur durch eine (teilweise) Täter:in-Opfer-Umkehr wieder Gerechtigkeit in der Welt herrschen kann.

TERF

Die Abkürzung TERF steht für »Trans-Exclusionary Radical Feminism« (»Trans-ausschließender radikaler Feminismus«). Wie der Name schon impliziert, handelt es sich hierbei um radikale Feminist:innen, die trans und nicht-binäre Personen ausgrenzen (Trans Misogynie). Sie weigern sich nicht nur, mit trans und nicht-binären Menschen gemeinsam politisch aktiv zu sein, sondern sie leugnen deren Identität und Existenz. Denn sie vertreten die Position, dass es nur zwei Geschlechter gibt – (cis weiblich und cis männlich. TERF ist eine Zuschreibung und wird von TERFs nicht als Selbstbezeichnung verwendet, sondern als misogyne Beleidigung empfunden.

They / Them

They/ Them sind geschlechtsneutrale Pronomen in der englischen Sprache. Die Bevorzugung dieser Pronomen ist nicht gleichbedeutend damit, nicht-binär zu sein. Das Pronomen, mit denen eine Person angesprochen wird, sagt nichts darüber aus, wie sich die Person tatsächlich definiert. Namen und Pronomen werden in der Regel öffentlich geteilt, weil sie Teil der Sprache sind, die allgemein verwendet wird, um sich auf Menschen zu beziehen. Identitäten sind jedoch eher privat.

Ein Anwendungsbeispiel ist: »They are a Berlin based DJ and producer«.

Das Pronomen bezieht sich hier auf eine einzelne Person, die Verben werden jedoch immer im Plural konjugiert.

Tokenism

Tokenism leitet sich von dem Englischen »token« ab und bedeutet »symbolische Geste«. Token Personen nehmen nur Symbolpositionen in Unternehmen oder auf Veranstaltungen ein. Es geht bei Tokenism weniger um das Individuum bzw. die Fähigkeiten eines Individuums, sondern eher darum, eine Kategorie zu repräsentieren und auf diese reduziert zu werden. Sie werden nach außen hin als »Aushängeschilder« missbraucht (Stichwort »Quotenschwarze« , »Quotenfrau«). Ziel ist nicht die soziopolitische Gleichstellung entsprechend benachteiligter Gruppen, sondern dient eher dazu, Diskriminierungsmechanismen aufrecht zu erhalten, indem man sie verschleiert sowie die mögliche Kritik an diskriminierenden Strukturen innerhalb des Unternehmens oder des Kollektivs abzuwenden. Nach außen hin wird der Eindruck von »Fairness« und →»Chancengleichheit« erweckt, daher dienen token Personen eher als »Vorzeige-Objekte« und haben kaum Aufstiegschancen. Struggles werden also nur benutzt, um das Image aufzupolieren. Tokenism kann alle Gruppen treffen, die von der Gesellschaft marginalisiert werden.

Tone Policing

Tone Policing ist ein persönlicher Angriff und angewandte Anti-Debatten-Taktik bzw. Ablenkstrategie, die darauf basiert, eine Person für den Ausdruck von Emotionen zu kritisieren. Tone Policing lenkt von der Gültigkeit, Logik und Stärke einer Aussage ab, indem es den Tonfall angreift, anstatt das Argument selbst. Die Redewendung der »wütenden schwarzen Frau« ist ein schädliches Stereotyp, das den →Rassismus gegen Frauen of Color fortbestehen lässt. Basierend auf diesem Stereotyp werden Frauen of Color oft als aggressiv, feindselig und bedrohlich dargestellt.

Trans

Trans (lat. jenseits von, darüber hinaus) ist ein Überbegriff für Personen, die die Grenzen von sex und gender herausfordern und sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburtzugewiesen wurde. Das Gegenteil ist →cis. Trans Personen können sich entweder als binäre:r trans Mann/ trans Frau oder als →nicht-binär, →agender, genderqueer, →queer, genderfluid, bigender, androgynous oder weitere identifzieren. Nicht alle trans Personen entscheiden sich für Operationen oder die Einnahme von Hormonen, manche schon.

Transfeindlichkeit/ Cissexismus

Transfeindlichkeit und Cissexismus bezeichnen die Diskriminierung von →trans Menschen. Dies äußert sich z.B. durch Ablehnung, Ausgrenzung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber trans Personen oder Menschen, die als trans wahrgenommen werden. Cissexismus soll im Unterschied zu Transfeindlichkeit außerdem die Gewaltförmigkeit und systemische Verankerung des Zweigeschlechtersystems betonen und auch die Spezifika der Ablehnung von trans im Vergleich zu →Sexismus deutlich machen. Cissexismus beinhaltet auch, dass Personen nicht bedenken, dass es trans Personen gibt. Ein Beispiel für Cissexismus ist die Aussage »Ich date nur cis Frauen«.

Trans Misogynie

Trans Misogynie ist eine spezifisch gegen →trans Frauen gerichtete Transfeindlichkeit. Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass →TERFs trans Frauen aus feministischen Räumen ausschließen, dass sie Angebote für Frauen wie Nachttaxis nicht verwenden können obwohl sie nachts auch gefährdet sind oder dass von ihnen verlangt wird, sich auf eine bestimmte Weise zu kleiden und zu verhalten, die von →cis Frauen nicht abverlang wird. Es kann z.B. passieren, dass eine trans Frau (auch in →feministischen oder →queeren Kreisen) nicht als Frau akzeptiert wird, wenn sie Jogginghosen, kurze Haare und kein Makeup trägt oder sich die Beine nicht rasiert, während das bei cis Frauen meist als ok gilt.

Triggern

Eine Person kann getriggert werden, wenn sie mit einer Situation konfrontiert wird, die negative Gefühle oder Erinnerungen zum Vorschein bringt. Oft werden Hinweise in der Form von »Trigger Warnings« ausgesprochen, um Menschen die lebensbedrohliche oder traumatisierende Situationen erlebt haben, vor einer ungewollten Erinnerung an die belastende Situation zu schützen.

Türpolitik

In vielen Berliner Clubs wird der Eintritt durch die jeweilige Türpolitik des:der Veranstalter:in bzw. Betreiber:in reguliert. Es handelt sich dabei um im Vorfeld festgelegte Auswahlkriterien anhand derer potenziellen Gästen der Einlass gewährt oder verweigert wird. Diese Form des Kuratierens und Organisierens des Publikums einer Veranstaltung dient zum Beispiel dazu, Räume vor übergriffigen Menschen zu schützen, die Anzahl an Menschen zu regulieren, einer bestimmten Community auf ihrer Party einen Freiraum zu schaffen oder auch ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis zu erreichen. Um eine spezifische Atmosphäre oder Durchmischung in einem Club zu ermöglichen, werden Menschen manchmal auch anhand anderer Kriterien abgewiesen, die oft auch sehr zufällig sein können. Dabei ist es wichtig, Diskriminierung vorzubeugen und sicher zu stellen, dass die Auswahl bzw. der Ausschluss von Menschen nicht aufgrund zugeschriebener Merkmale  vorgenommen wird. So ist zum Beispiel →Rassismus an Clubtüren ein sehr häufiges Problem. Aber auch das Aussehen und andere zugeschriebene Merkmale wie das Alter, die Herkunft, Klasse, körperliche oder geistige Behinderung,  das Geschlecht und/ oder die sexuelle Orientierung können häufig vorkommende Ausschlusskriterien sein, die zu Diskriminierung führen. Die Türpolitik fällt unter das →Hausrecht eines Clubs und steht im Spannungsverhältnis zum →AGG, das in jedem Fall rechtlich darüber steht.

Unterdrückung

Unterdrückung bezeichnet einen Vorgang, bei dem eine Person oder eine gesamtgesellschaftliche Gruppe unterdrückt wird. Unterdrückung resultiert meistens aus Gewalt, Machtmissbrauch und Willkür. Dies kann bis zur systematischen Unterdrückung anwachsen. Unterdrückung entsteht durch die allgemeine, auch unbewusste, Annahme, eine bestimmte Menschengruppe sei minderwertig oder rechtlos. Auch Einzelpersonen können Opfer von Unterdrückung werden, wenn ihnen die Solidarisierung einer sozialen Gruppe fehlt.

Voguing

Voguing ist ein Tanzstil und entstand in den 1970er Jahren in der Ballroom-Szene in der afro- und lateinamerikanischen Homo- und Trans-Subkultur in New York. Der Tanz gilt als sehr expressiv und körperbetont und kennzeichnet sich vor allem durch typisch streng lineare und rechtwinklige Arm- und Beinbewegungen in Anlehnung an Posen und Körperhaltungen. Voguing ist eine Form der Selbstdarstellung und Empowerment queerer Gemeinschaften, um Freiheit und Akzeptanz jenseits gesellschaftlicher Regeln sowie Vielfalt und Individualität auszudrücken. Aufgrund des Hypes und Kommerzialisierung von Voguing kommt es jedoch in vielen Fällen auch zu kultureller Aneignung.

Vorurteil

Ein Vorurteil ist eine vorgefasste Meinung gegenüber Personen, Gruppen oder bestimmten Sachverhalten, ohne dass dazu eine direkte Erfahrung existiert, sondern vielmehr durch Generalisierung entsteht.

Weiß

Weiß ist eine gesellschaftliche Position, die mit unhinterfragten Privilegien verbunden ist. Hier ist auch, wie bei BIPoC nicht die Hautfarbe gemeint, sondern die Machtverhältnisse, bei denen das weiß– Sein gegenüber BIPoC immer vorteilhaft ist. Zum Beispiel haben weiße Menschen oftmals bessere Zugänge zum Arbeits- und Wohnungsmarkt, Gesundheitssystem und gesellschaftlicher Teilhabe als BIPoC. Weiß sein gilt als die selbstverständliche Norm, wodurch weiße Menschen selbst unmarkiert bleiben. Weiß wird oft klein und/oder kursiv geschrieben, um auf diese ungerechtfertigte machtvolle Position hinzuweisen.

Weiße Räume

Es gibt zwei verschiedene Arten weißer Räume. Zum Einen racial spaces, in welchen sich hauptsächlich weiße Personen aufhalten. Diese Räume entstehen durch offene und subtile, meist historisch und strukturell bedingte gesellschaftliche Ausschlussmechanismen. In solchen weißen Räumen werden weiße Personen sehr selten mit »race based stress« konfrontiert, müssen sich also nicht mit Rassismus und den eigenen Privilegien auseinandersetzen. Weil weiße Personen so von der Konfrontation mit »race based stress« durch weiße Räume abgeschirmt werden, nehmen sie jede Konfrontation mit den Themen Rassismus und Privilegien als äußersten Stress wahr. BIPoC werden an solchen weißen Orten nicht erwartet, fallen in diesen Räumen sehr auf, sind Rassismus ausgesetzt und fühlen sich aufgrund dessen und auch generell diskriminiert sowie damit unwohl.

Zum Anderen haben sich Räume und Workshops zu critical whiteness (»kritisches Weißsein«) entwickelt, in denen sich weiße Menschen zusammensetzen und antirassistisch agieren möchten. Hier wird versucht, Verantwortung für die eigenen Privilegien zu übernehmen und damit möglichst reflektiert umzugehen. Insbesondere wird beabsichtigt, erlernten Rassismus zu verlernen und zu begreifen, wie jede:r die eigenen Privilegien erlebt und auslöst. Wichtig ist, dass in diesen weißen Räumen nicht von BIPoC erwartet wird, emotionale Bildungsarbeit zu leisten, sondern sich die weißen Personen mit bereits bestehenden Ressourcen gegenseitig bilden.

Einen Artikel zu »Rassismus in weißdominierten queeren Szenen« kannst du hier lesen.

White Fragility

Weiße Zerbrechlichkeit bezieht sich auf Gefühle des Unbehagens und Abwehrverhaltens, die eine weiße Person erlebt, wenn sie Teil einer Diskussion über rassistische Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist. Jedoch sollte Weiße Zerbrechlichkeit nicht nur als Verteidigungsmechanismus benannt werden, sondern auch als Mittel, um die weiße Vorherrschaft zu stärken. Diskussionen über Rassismus können bei weißen Menschen zu folgenden Emotionen und Reaktionen führen: Wut, Angst, Schuldgefühle, Argumentation, Schweigen, Verlassen der stressverursachenden Situation. Durch dieses Verhalten verhindern weiße Menschen, dass BIPoC versuchen, mit ihnen über Rassismus zu sprechen.

Xenophobie

Xenophobie bedeutet Fremdenfeindlichkeit und ist eine Einstellung, die Menschen aus einem anderen Land oder einer anderen Kultur aggressiv ablehnt. Begründet wird die Ablehnung mit sozialen, religiösen, ökonomischen, kulturellen oder sprachlichen Unterschieden. In diesen Unterschieden wird eine Bedrohung gesehen. Fremdenfeindlichkeit ist oft eine Erscheinungsform von Nationalismus, →Rassismus oder Regionalismus. Sie fördert die Ungleichbehandlung und Benachteiligung von Fremden in der Gesellschaft.