28.07.2021, 18:00-21:00 Uhr

Die Zeit der Pandemie und die damit einhergehende existenzielle Bedrohung der Berliner Clubkultur und ihrer Akteur:innen hat noch einmal deutlich gemacht, was für fragile Orte Clubs und clubkulturelle Räume sind. Sie sind einerseits Möglichkeitsräume für Entfaltung und Identifikation und andererseits wie alle Orte des alltäglichen Lebens durchzogen von Machtstrukturen, Privilegien, Benachteiligungen und Grenzüberschreitungen. Ein wichtiger erster Schritt ist, dies auch bewusst als eine Realität der Berliner Clubkultur anzuerkennen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist, wie wir damit umgehen, wenn Grenzüberschreitungen und Fehler geschehen. Wie wird Verantwortung übernommen? Wie wird sich am Wohlergehen der Betroffenen orientiert? Wie wird bewusst reflektiert und aktiv für die Zukunft gelernt?

Übergriffe, Diskriminierung und Gewalt passieren vor sowie hinter den Bühnen, doch oft wird darüber geschwiegen, die betroffene Person nicht  ernst genommen, oder kein konstruktiver Umgang mit der Situation gefunden. Gleichzeitig können Fehler und fahrlässiger Umgang heute wirksamer denn je öffentlich angezählt, zur Debatte gestellt sowie Gerechtigkeit und Handeln eingefordert werden.Verletzungen, Druck und Angst auf verschiedenen Ebenen können den Weg zu einer nachhaltigen Veränderung  erschweren.

In diesem Roundtable wollen wir gemeinsam darüber sprechen, diskutieren und überlegen, wie konstruktive Prozesse der Verantwortungsübernahme in unseren Clubs, Kollektiven und Communitys aussehen und gestaltet werden können. Wie kann zusammengearbeitet werden, um Sicherheit und Unterstützung für  Betroffene von Gewalt herzustellen? Welche Schritte und Skills braucht es,  um Grenzüberschreitungen selbst erkennen und ernsthaft zu reflektieren? Wie kann daraus ein tatsächlicher Wandel entstehen, um Clubkultur tatsächlich ein Stück sicherer und inklusiver zu machen?

Dazu haben wir dieses Mal zwei verschiedene Speaker:innen eingeladen, die uns an ihrem Wissen und Erfahrungen rund um das Thema Community Accountability in Theorie wie Praxis mit uns teilen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir dann diskutieren und konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Speaker:innen: 

Camille Barton ist ein:e interdisziplinäre:r Künstler:in, Autor:in, und Pädagog:in und arbeitet an der Schnittstelle von sozialem Wandel, Antirassismus, Drogenpolitik sowie transformativer Gerechtigkeit und bringt viel Expertise im Begleiten von Community Accountability Prozessen mit. Camille Barton wurde in den USA in Restorative Justice und Embodied Peer Counseling ausgebildet und leitet das Collective Liberation Project, das über Formen von Unterdrückung wie Rassismus und Sexismus und deren Funktionsweise im kulturellen Kontext aufklärt. Camille ist außerdem künstlerische Leiter:in und Booker:in für Emergent Bass, eine Veranstaltungsreihe, die den Einfluss der Afro-Diaspora in der elektronischen Musik und der Underground-Clubkultur feiert. Camille leitet das Masterprogramm Ecologies of Transformation (2021 – 2023) am Sandberg Institut, das erforscht, wie Kunst und Verkörperung sozialen Wandel ermöglichen können.

Gizem Adiyaman ist tätig in der Party-Promotion, Podcast-Produktion und politischen Bildung. Zusammen mit ihrer besten Freundin Lucia Luciano gründete sie 2017 die Veranstaltungsreihe und das Soundsystem Hoe_mies, das sich auf weibliche und LGBTQI Künstler:innen, insbesondere im Hip-Hop, konzentriert. Adiyaman und Luciano sind auch die Gastgeberinnen des Podcasts »Realitäter*innen«. Sie sprechen darüber, wie wichtig es ist, marginalisierten Identitäten eine Plattform zu geben, um den Mainstream über ihre Realitäten aufzuklären und Licht auf typischerweise tabuisierte Themen wie Sexarbeit, das Gefängnissystem und Obdachlosigkeit zu werfen.

Anmeldung via: awareness@clubcommission.de