Diskriminierung und Übergriffe passieren überall, auch in Clubs, die sich als Safer Spaces verstehen. Deshalb ist es wichtig, Strategien zu kennen, damit umzugehen. Zwar gibt es keine perfekten Lösungen für Gewalt, aber ein paar Grundsätze, um besser auf sie zu reagieren. Unser Ansatz stellt Betroffene in den Mittelpunkt und bezieht das Umfeld mit ein.

 

Ein Projekt von DAB / gefördert von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung

 

Was tun bei Übergriffen?

  1. Bleibt möglichst ruhig.
  2. Begebt euch in ein sicheres Umfeld.
  3. Handelt nicht alleine und sucht euch Unterstützung, z.B. beim Personal.
  4. Geht auf die akuten Bedürfnisse der betroffenen Person ein.
  5. Glaubt dabei der betroffenen Person, sie hat immer Priorität.

Act

Schock und Ohnmacht sind typische Reaktionen, wenn jemand einen Übergriff erlebt. Es ist normal, sich alleine und machtlos zu fühlen. Gerade wenn Du Zeug:in von Diskriminierung oder Gewalt wirst, ist es wichtig, nicht weg zu schauen. Manchmal handeln Menschen nicht, weil sie Angst haben, etwas Falsches zu tun. Meistens hilft es Betroffenen, wenn Du handelst. Du kannst im Nachhinein Dein Verhalten reflektieren. Wenn Du selbst von Diskriminierung betroffen bist: Übergriffe sind niemals Deine Schuld und Du hast einen Anspruch auf Unterstützung von anderen.

Respect

Diskriminierung und Übergriffe sind schmerzhaft und real. Versuche, Deine Erfahrung ernstzunehmen und gib’ Dir Zeit, einen Umgang zu finden. Wenn Du einer betroffenen Person zur Seite stehst, gib ihr Raum. Manchmal brauchen andere Menschen etwas anderes als das, was für dich selbst stimmig wäre. Oftmals brauchen betroffene Personen auch nach dem Übergriff Unterstützung. Frag’, ob die Person zum Beispiel zur Bahn gebracht werden möchte. Wenn Du überfordert bist, hol’ dir Unterstützung, zum Beispiel vom Personal.

Care

Diskriminierung und Übergriffe sind schmerzhaft und real. Versuche, Deine Erfahrung ernstzunehmen und gib’ Dir Zeit, einen Umgang zu finden. Wenn Du einer betroffenen Person zur Seite stehst, gib ihr Raum. Manchmal brauchen andere Menschen etwas anderes als das, was für dich selbst stimmig wäre. Oftmals brauchen betroffene Personen auch nach dem Übergriff Unterstützung. Frag’, ob die Person zum Beispiel zur Bahn gebracht werden möchte. Wenn Du überfordert bist, hol’ dir Unterstützung, zum Beispiel vom Personal.

Support

Mit „AnDi“ steht den Menschen in Berlin ab sofort eine mobile App zur Verfügung, die in verschiedenen Sprachen und barrierefrei wertvolle Information rund um das Thema Diskriminierung und Gleichbehandlung liefert. Mit der App können Vorfälle von Diskriminierung direkt gemeldet und passende Beratungs- und Hilfsangebote einfach gefunden werden. Hier geht’s zur AnDi App.

Hier findest du passende Ressourcen in verschiedenen Sprachen:

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Dimensionen

Auch in Clubs gibt es Diskriminierung. Wir wollen Dir dabei helfen Diskriminierungserfahrungen einzuordnen und haben sieben wichtige Dimensionen zusammengetragen. Die verschiedenen Dimensionen der Diversität und Diskriminierung überlappen, ergänzen und verweben sich miteinander. Jede Erfahrung ist individuell und wir bieten Dir hier keine Checkliste zum abhaken, aber ein solidarisches Tool, um Dich für eigene und die Erfahrungen anderer zu sensibilisieren.

Klasse / Sozialer Status

Menschen glauben anderen Menschen ihre soziale Herkunft ansehen zu können, das gilt auch im Club, wo vermeintlich andere Codes als in anderen gesellschaftlichen Räumen gelten. Doch soziale Herkunft, oder besser gesagt, ihre Zuschreibung findet nicht nur über Kleidung statt, sondern auch Gestik, Sprache und andere Ausdrucksformen. Dazu kommt, dass soziale Herkunft auch einen Einfluss auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen hat. Kann ich mir den Eintritt in den Club leisten? Manche Veranstaltungen bieten deswegen vergünstigte Preise an oder bieten auf Anfrage zutritt auch für Menschen, die sich den Eintritt nicht leisten können. Oft ist das aber leider nicht der Fall – und ein hoher Eintritt für den Club kann vor vorne herein zu Ausschlüssen führen, denen sich Partyveranstalter:innen bewusst sein müssen. Diese Ausschlüsse passieren oft implizit, das heißt, sie sind nicht direkt sichtbar. Soziale Herkunft und Klasse sind mit anderen Dimensionen der Diskriminierung verschränkt und beeinflussen sich gegenseitig.

Ability

Ability oder Befähigung zielt auf die individuellen Möglichkeiten von Einzelpersonen ab. Von Ableismus sprechen wir, wenn Menschen be_hindert oder durch Be_Hinderung strukturell ausgeschlossen werden. Diese Strukturen können durch bestimmte Verhaltensweisen, aber auch die Architektur von Gebäuden entstehen. Ein Club, der Be_Hinderung ins Auge fasst, muss sich bestimmte Fragen stellen: Ist ein Ort barrierefrei und kann mit Rollstuhl besucht werden? Aber es kommen auch andere Dimensionen hinzu, denn nicht alle Be_Hinderungen sind sichtbar. Menschen, die geistig oder emotional bestimmte Bedürfnisse haben, können genauso von Ableismus betroffen sein. Gerade in herausfordernden Situationen wie einem Übergriff im Club, kann Ableismus im Bezug auf die emotionale, psychische oder geistige Verfassung eine Rolle spielen. Für Menschen, die psychische Belastungen erlebt haben, können bestimmte Verhaltensweisen oder Übergriffe destabilisierend sein.

Rassifizierung / Migrantisierung

Die Einordnung einer Person wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Haare, ihres Auftretens oder anderen Merkmalen wird als Rassifizierung (oder auch Migrantisierung) bezeichnet. Geschehen wegen dieser Einordnung Annahmen über Sprachkenntnisse, soziale Herkunft oder soziale Werte oder soziales Verhalten, sind das rassistische Vorurteile. Der Begriff Rassifizierung (und Migrantisierung) soll sichtbar machen, dass Rasse als Kategorie ein soziales Konstrukt ist und durch Zuschreibung hergestellt wird. Rassismus kann verschiedene Formen annehmen: Der abwertende Umgang mit BIPoC-Personen, Antisemitismus oder auch die Abwertung von Romn:ja und Sinti:zze. Dabei ist Rassismus als strukturelles System in die Machtverhältnisse unserer Gesellschaft eingeschrieben. Auch im Club kommt es von daher zu rassistischen Vorfällen. Das gejt entweder von den Partygästen aus, aber auch vom Club-Personal, sei es an der Tür, durch Security oder an der Bar. Rassismus kann im Club auch durch Mikroaggressionen passieren oder durch kulturelle Aneignung von Clubbesuchenden zum Ausdruck kommen (weiße Menschen mit Dreadlocks, exotisierende Dekoration). Wichtig ist, dass rassistische Vorfälle im Club angesprochen und Betroffene sofort unterstützt werden. Dabei gilt: Wer betroffen ist, hat die Expertise über die Situation.

Gender / Geschlecht

Das Geschlecht einer Person aufgrund ihres Auftretens oder der eigenen Wahrnehmung anzunehmen, ist per se ein Trugschluss. Gerade Clubkultur schafft einen Raum außerhalb der sozialen Normen des Alltags, in denen Menschen sich und ihre Geschlechtlichkeit neu verhandeln oder erfahren können. Der Club kann ein Experimentierfeld sein und ein geschützter Raum, denn Geschlecht ist für viele Personen keine fixe Kategorie, sondern ein ständiger Tanz. Diskriminierung aufgrund von Gender kann verschiedene Formen annehmen. Sexismus oder übergriffiges Verhalten gehören genauso dazu wie jemanden zu misgendern, das heißt durch Pronomen ein Geschlecht des Gesprächsgegenübers anzunehmen, das gar nicht vorliegt. Auch Deadnaming, das heißt, den abgelegten Namen einer trans Person zu benutzen, ist eine Form der Diskriminierung, die in der Dimension Gender stattfindet. Wichtig ist hier der offene Dialog und eine sanfte Fehlerkultur. Frag Menschen nach ihren Pronomen, stell dich mit Pronomen vor und wenn mal was schief läuft, korrigier dich einfach ohne viel Aufheben zu machen.

Sexualität

Genau wie Gender kann man Menschen ihre Sexualität nicht ansehen. Jede Annahme über die Sexualität einer anderen Person ist immer nur eine These. Aussagen wie “Du siehst aber gar nicht so queer aus” oder “Ich hätte nie gedacht, dass du schwul bist” reproduzieren ein cis-heteronormatives System. Das heißt, sie stabilisieren die Annahme, dass alle Menschen Mann oder Frau und heterosexuell sind. Das kann sich in expliziter Trans-. Homo- oder Queerfeindlichkeit ausdrücken, die Menschen mit Beleidigungen angreift oder körperlicher Gewalt aussetzt. Gerade Clubs sind als Schutzräume für viele queere Menschen ein wichtiger Rückzugsort – umso sensibler sollte hier der Umgang mit Anfeindungen sein, vor allem wenn an diesen Orten auch Sexualität ausgelebt und verhandelt wird. Was genau eine diskriminierende Aussage oder Handlung ausmacht, ist stark kontextabhängig und wird von den Betroffenen benannt. Eine Aussage wie “War doch nicht so gemeint” ist keine Entschuldigung. Auch hier gilt: Betroffenen zuhören und Täter:innen nicht in den Fokus stellen.

Antisemitismus

Jüdinnen:Juden erleben Antisemitismus. Das heißt, dass sie oft auch in Partykontexten fetischisiert, nicht mitgedacht, ausgegrenzt oder bedroht werden. Antisemitismus fällt weder eindeutig unter Rassifizierung noch ist er eine religionsbedingte Diskriminierungsform. Häufig erkennen ihn Außenstehende nicht, weil antisemitische Bilder oftmals kodiert sind. Statt von “Juden” ist zum Beispiel von “Strippenzieher:innen”, “Kapitalist:innen” oder “denen da oben” die Rede. Es gibt verschiedene Formen von Antisemitismus: rassistischen, verschwörungsideologischen, israelbezogenen und Schoah relativierenden Antisemitismus. Jüdinnen*Juden können BIPoC (also Schwarz, Indigenous oder of Color) oder sich als weiß definieren. Es gibt nicht die eine jüdische Perspektive und Erfahrung, sondern viele verschiedene. Das heißt: Wenn eine jüdische Person über Erfahrungen mit Antisemitismus spricht, müssen nicht-jüdische Personen dem Raum geben. Unaufgeforderte Fragen zu Themen wie dem Nationalsozialismus, jüdischem Überleben oder Israel sind nicht okay, wenn eine jüdische Person einfach nur feiern gehen möchte.

Alter

Clubs sind nur was für junge Menschen? Zum Glück ist die Clublandschaft divers und ausgehen steht allen offen, auch den Ravern, die schon länger am Start sind oder erst später im Leben die Liebe für den Club entdeckt haben. Diskriminierung aufgrund von Alter (auch Ageism, von Englisch: age, Alter) kann verschiedene Formen annehmen und beginnt bereits an der Tür. Diversity-gerechtes Ausgehen heißt aber auch, dass ein Raum für Menschen jeden Alters geöffnet sein sollte. Hinzu kommt, dass das Alter einer Person zugeschrieben wird: Sieht vermeintlich jemand zu jung aus oder zu alt und wird allein deswegen an der Tür abgewiesen, sprechen wir von Altersdiskriminierung. Dabei kann das wirkliche Alter oder auch die angenommene Teilhabe am Club nicht einfach so abgelesen werden. Altersdiskriminierung kann mit anderen Dimensionen verschränkt sein. So kann es auch in queeren Kontexten eine Fokussierung auf junge Menschen geben oder einen Ausschluss von Menschen, die angeblich zu jung wirken. Weiblich gelesene Personen sind oft stärker von Altersdiskriminierung betroffen.

Religionszugehörigkeit

Auch wenn das Tragen von religiösen Symbolen nicht immer zwingend die Zugehörigkeit zu einer bestimmten religiösen Gruppe oder Community zeigt, kann es auch im Club zu übergriffigem oder diskriminierendem Verhalten kommen. Hier spielen Vorurteile gegenüber Religionen eine Rolle, vor allem Religionen, die als “anders” markiert werden, wie beispielsweise dem Islam. Wenn du wegen deines Glaubens (oder auch wegen eines angenommenen, dir zugeschrieben Glaubens) attackiert wirst, kann das oft auch im Zusammenhang mit Rassismus stehen. Neben den sichtbaren Symbolen oder anderen Codes wie Hijab, einer Kippa oder einer Kette mit einem Davidstern, kann es auch in Gesprächskontexten zu Diskriminierung wegen Religion kommen. Das kann sich in Form von sprachlicher oder auch körperlicher Gewalt ausdrücken, die gegenüber Menschen angewendet wird, die alleine wegen ihres Glaubens als Bedrohung wahrgenommen werden. Zwar ist die Überschneidung mit Rassismus wichtig, aber Religion ist eine eigenständige Dimension von Diversität.

Das Projekt »Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin – DAB« ist ein Kooperationsprojekt von Eine Welt der Vielfalt e.V. und der Clubcommission e.V. und wird gefördert von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung und der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung.

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