• Ann Wiesental ist in Unterstützungsgruppen für betroffene Personen sexualisierter Gewalt sowie in verschiedenen sozialen Bewegungen aktiv. Sie ist Mitbegründerin der >Antisexist Contact-and Awarenessgroup<, die 2007 im Rahmen des Protestes gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm einen Grundstein für Awareness legte. Ann Wiesental gibt Supervision und Awareness-Workshops und begleitet Transformative Arbeit mit gewaltausübenden Personen. Darüber hinaus ist sie Autorin des Buches »Antisexistische Awareness – Ein Handbuch«  (Unrast Verlag).

In ihrem Input zu »Awareness – eine Haltung und ein Handeln« gibt Ann Einblicke in Konzepte zur Unterstützungsarbeit. Awareness ist dabei Teil eines Handelns, das nicht zuschaut, sondern betroffene Personen unterstützt. Dazu gehört eine Haltung, die betroffene Personen nicht bevormundet, sondern ihnen solidarisch zur Seite steht. Vorfälle von Diskriminierung oder (sexualisierter) Gewalt werden nicht als individuelles Schicksal betrachtet, sondern als strukturelle Folgen gegenwärtiger Herrschaftsverhältnisse.

  • Erkan Affan ist Kurator:in und Autor:in, geboren in Süd-London, und erforscht die Überschneidungen von Sexualität, Geschlecht und Migration. 2019 hat Erkan das Berliner Kollektiv Queer Arab Party mitgegründet, das sich für die Sichtbarkeit der queeren Arabischen Community einsetzt und ihren Mitgliedern einen bewussten und sicheren Ort für das Experimentieren mit Identität bietet.

Erkan berichtet von Erfahrungen der Awareness-Praxis des Queer Arab Party Kollektivs und wie die Kunsträume, Workshops und Diskussionen, die Erkan für die queere, muslimische und migrantische Community in Berlin und darüber hinaus veranstaltet, zu Safer Spaces werden können.

  • Rave Awareness ist eine Gruppe von fünf Personen, die seit Jahren gemeinsam im Bereich der Awareness-Arbeit aktiv sind. Als Menschen, die im Veranstaltungsmanagement, in der Sozialarbeit und in der politischen Bildung arbeiten, nähern sie sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie geben ihre Erfahrungen und Wissen in Awareness-Workshops für u.a. Veranstalter:innen, Kollektive und Festivals weiter und versuchen gemeinsam mit den Teilnehmer:innen immer wieder neue Fragen zu stellen, um gemeinsam neue Antworten zu finden.

Agi und Sulamith geben einen Einblick die Ursprünge der Awareness-Arbeit und welche gesellschaftlichen Entwicklungen und Bewegungen prägend sind für heutige Konzepte.

Erkenntnisse und Ausblick

  • Um mehr safer spaces in unserer Clubkultur zu schaffen und zu erhalten, muss Awareness-Arbeit verstärkt den Weg in clubkulturelle Räume finden. Schulungen aller am Nachtleben beteiligten Akteur:innen sowie Workshops und Kampagnen, Diskussionsräume für Clubgänger:innen und der regelmäßige clubübergreifende Austausch sind dabei zentral.
  • Dabei ist zu beachten, dass der Kenntnisstand der Clubs über das Thema Awareness sehr unterschiedlich sein kann. Daher müssen alle Beteiligten sprachlich und inhaltlich abgeholt sowie die von radikal Denkenden entwickelten Inhalte sensibel vermittelt werden. Den Hemmnissen der Clubbesitzer:innen, wie z.B. das Privileg der Unawareness und der Imageschutz, muss mit einer Niedrigschwelligkeit der Anforderungen und Programme entgegengewirkt werden.
  • Um Awareness-Arbeit kollektiv, intersektional und inklusiv zu gestalten, müssen Clubs, Mitarbeitende und Awareness-Teams selbst divers aufgestellt sein. Gespräche mit Betroffenen unterschiedlicher Diskriminierungsformen müssen nicht nur geführt werden, sondern Erfahrungen, Best Practice Beispiele und Wissen müssen gesammelt sowie transparent und so niedrigschwellig wie möglich zugänglich gemacht werden.
  • Gefordert wird außerdem die Integration der Awareness-Teams als feste, geschulte und bezahlte Arbeitskräfte innerhalb der Clubbetriebe sowie das Akquirieren staatlicher Gelder, um u.a. Clubpersonal fortlaufende Supervision zu finanzieren. Die Clubcommission erarbeitet momentan zusammen mit Akteur:innen der Community an »Awareness Standards«, auf die wir uns alle einigen können. Diese »Minimum Richtlinien» sind notwendig, um förderwürdig zu sein.